Neue Deutsche Rächtschraibung

oder neudeutsch: Off-Topic
Antworten
Benutzeravatar
max_power
Zombiepirat
Zombiepirat
Beiträge: 10065
Registriert: 16.04.2002, 20:30
Wohnort: Uppsala
Kontaktdaten:

Beitrag von max_power »

DasJan hat geschrieben:Der Spiegel-Mann hat da gesagt, dass die meisten Redakteure in alter Rechtschreibung geschrieben haben und eine Software den Text zur neuen konvertiert hat.
Ist das nicht ein Armutszeugnis für den Berufsstand der Redakteure?
Wenn eine neue Rechtschreibung eingeführt wird, erwarte ich gerade von drei Berufsgruppen – Lehrern, Autoren und Redakteuren (über Berufe wie Lektoren etc. sehe ich mal hinweg), dass sie sich damit auch auseinandersetzen.
Wenn ich Geld dafür bekomme, einen Text zu schreiben, sollte ich mir auch die Mühe geben, ihn nach neusten Einflüssen zu schreiben. Das Wort Einflüsse habe ich bewusst gewählt, da man die Aussage so einfach auf z.B. Wissenschaftler beziehen kann. Jene würde doch im Normalfall auch neueste Ergebnisse in ihre Forschungen einbeziehen und nicht auf veraltetem Standard Dinge erforschen, die keiner mehr braucht…
Benutzeravatar
DasJan
Adventure-Treff
Adventure-Treff
Beiträge: 14683
Registriert: 17.02.2002, 17:34
Wohnort: London
Kontaktdaten:

Beitrag von DasJan »

max_power hat geschrieben:Ist das nicht ein Armutszeugnis für den Berufsstand der Redakteure?
Ja.
max_power hat geschrieben:Wenn ich Geld dafür bekomme, einen Text zu schreiben, sollte ich mir auch die Mühe geben, ihn nach neusten Einflüssen zu schreiben.
Die Frau FAZ meinte dazu "Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen und wir können so schreiben, wie es unsere Leser von uns erwarten". Immer wieder hat sie das gesagt, bessere Argumente sind ihr nicht eingefallen.

Das Jan
"If you are the smartest person in the room, you are in the wrong room."
Kruttan
Adventure-Gott
Adventure-Gott
Beiträge: 4009
Registriert: 29.12.2001, 15:46
Wohnort: Hameln/Göttingen
Kontaktdaten:

Beitrag von Kruttan »

DasJan hat geschrieben:
max_power hat geschrieben:Ist das nicht ein Armutszeugnis für den Berufsstand der Redakteure?
Ja.
max_power hat geschrieben:Wenn ich Geld dafür bekomme, einen Text zu schreiben, sollte ich mir auch die Mühe geben, ihn nach neusten Einflüssen zu schreiben.
Die Frau FAZ meinte dazu "Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen und wir können so schreiben, wie es unsere Leser von uns erwarten". Immer wieder hat sie das gesagt, bessere Argumente sind ihr nicht eingefallen.

Das Jan
Und was erwartet man von einem Wirtschaftsunternehmen wie dem Spiegel? Ich würde gerade von einer Zeitung Objektivität erwarten (aber dass ist in unserer MeinungsBILDdenden deutschen Presse sowiso sehr selten bis gar nicht der Fall). Und dann sollte man auch die Bevölkerung darüber aufklären, wie es mit der Rechtschreibung besteht.
Die weit verbreitete Meinung ist ja, dass die alte super logisch, sehr gut zu lernen und nirgendwo in irgendeiner Art und Weise an einer einzigen Stelle anfechtbar ist - während dem gegenüber die neue "Schlechtschreib"-Reform komplizierte und allesammt völlig unsinnige Rätsel bringt.
Eine objektive Betrachtung wäre da doch wohl deutlich angebrachter. Die Menschen sehen einfach nicht, dass die alte wirklich auch nicht perfekt war. Die Menschen denken häufig nicht den Tellerrand überscheuend an sich selbst (ich kann Worte nicht mehr lesen, wenn sie jetzt auseinander geschrieben werden - oder: dass die Kinder heute kein Sütterlin mehr schreiben! Entsetzlich!) und biegen sich alles so zurecht, dass ihr Bild auch zutrifft. Da zu Zeiten der D-Mark alles billiger und besser war, soagr auch die Wirtschaft, wären dann ja auch alle Probleme beseitigt, wenn wir wieder zu dieser Währung zurückkommen würden.
>>Laverne, wie bist du nach oben gekommen?<<
>>Ich bin oben? Ups.<<
Benutzeravatar
max_power
Zombiepirat
Zombiepirat
Beiträge: 10065
Registriert: 16.04.2002, 20:30
Wohnort: Uppsala
Kontaktdaten:

Beitrag von max_power »

Jepp, das war vermutlich auch das, was Sternchen meinte:
Man sollte die Menschen testen, womit sie besser zurecht kommen und dementsprechend handeln.
(siehe den einen Verweis, zu einem Diktat, wobei auch das manipuliert sein kann.)
Benutzeravatar
Mic
Adventure-Gott
Adventure-Gott
Beiträge: 4604
Registriert: 28.08.2003, 16:23
Wohnort: Exil-Osnabrücker
Kontaktdaten:

Beitrag von Mic »

max_power hat geschrieben:Man sollte die Menschen testen, womit sie besser zurecht kommen und dementsprechend handeln.
Naja, in diesem speziellen Fall wäre bereits vor der Abstimmung klar, wie das Ergebnis aussehen würde. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und da der Großteil der deutschsprachigen Bevölkerung nach den alten Rechtschreibregeln gelernt hat, würde sie sich natürlich dementsprechend entscheiden. Unabhängig davon, ob die neuen besser wären oder nicht. Aus dem Grund halte ich ein "Volksentscheid" für den falschen Weg.
Wenn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nichts weiter sind als verlorene Ideen aus einer anderen Ära,
etwa wie Boote auf einem ausgetrockneten See, dann ist die Beendigung eines Prozesses nie zu definieren.
Kruttan
Adventure-Gott
Adventure-Gott
Beiträge: 4009
Registriert: 29.12.2001, 15:46
Wohnort: Hameln/Göttingen
Kontaktdaten:

Beitrag von Kruttan »

Mic hat geschrieben:
max_power hat geschrieben:Man sollte die Menschen testen, womit sie besser zurecht kommen und dementsprechend handeln.
Naja, in diesem speziellen Fall wäre bereits vor der Abstimmung klar, wie das Ergebnis aussehen würde. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und da der Großteil der deutschsprachigen Bevölkerung nach den alten Rechtschreibregeln gelernt hat, würde sie sich natürlich dementsprechend entscheiden. Unabhängig davon, ob die neuen besser wären oder nicht. Aus dem Grund halte ich ein "Volksentscheid" für den falschen Weg.
ich denke, es bedarf einer anständigen Kommission von Fachleuten.
Das Problem in den Geisteswissenschaften wie Germanistik ist doch, dass jede Fachkraft sich ihre eigene Wissenschaft definiert. Schon allein in der Untersuchung der Sprache und dem Verständnis der Grammatik gibt es keine vernünftige Einheit. Das resultiert vor allem aus den teilweise selten dämlichen Gepflogenheiten der deutschen Sprache, so dass die Zusammenhänge dann plötzlich von Mensch zu Mensch verschieden begründet werden, je nachdem, welches Muster der jeweilige ansetzt. "Das ist eben so, weil es so ist! Wenn ihr bei Dr. So und So studieren würdet, dann wär euer Vorschlag ja richtig - aber bei mir ist er nunmal falsch!"
Ich studiere Mathematik und Deutsch, und letzteres kann ich momentan leider noch nicht als reine Wissenschaft bezeichnen. Es bedarf dort einiger Reformen, etliches muss getan werden.
>>Laverne, wie bist du nach oben gekommen?<<
>>Ich bin oben? Ups.<<
Benutzeravatar
Mic
Adventure-Gott
Adventure-Gott
Beiträge: 4604
Registriert: 28.08.2003, 16:23
Wohnort: Exil-Osnabrücker
Kontaktdaten:

Beitrag von Mic »

Wobei es eh schwierig ist Sprache als eine Wissenschaft zu sehen. Letztendlich ist Sprache dazu dar, sich zu verständigen und das anfangs auch nur verbal. Mit der Einführung der Schrift wurde für etwas gefühlsmäßiges Regeln aufgestellt und in vielen Bereichen bestimmt willkürlich. Mit diesem Erbe müssen wir immer noch kämpfen.

Gab es eigentlich mal eine englische oder französische Rechtschreibreform oder plagen nur wir Deutschen, Schweizer und Österreicher uns damit rum?
Wenn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nichts weiter sind als verlorene Ideen aus einer anderen Ära,
etwa wie Boote auf einem ausgetrockneten See, dann ist die Beendigung eines Prozesses nie zu definieren.
Benutzeravatar
Sledge_Hammer
Hobby-Archäologe
Hobby-Archäologe
Beiträge: 212
Registriert: 06.07.2003, 12:03
Wohnort: Berlin

Beitrag von Sledge_Hammer »

Gab es eigentlich mal eine englische oder französische Rechtschreibreform oder plagen nur wir Deutschen, Schweizer und Österreicher uns damit rum?
Ein französisches Rechtschreibreförmchen mit marginalen Änderungen gab es.
Die englische Rechtschreibung wurde noch nie reformiert, deshalb entzieht sie sich auch jeglicher Logik. Es gibt im Englischen, ähnlich wie im Chinesischen, keinen direkten Zusammenhang zwischen Aussprache und Rechtschreibung.

Microsoft Encarta:
"Die Diskrepanz zwischen Schreibweise und Aussprache ist am deutlichsten an den sechs verschiedenen Lautwerten der Buchstabengruppe ough zu erkennen: bough, cough, thorough, thought, through und rough. Das Schriftbild stammt aus einer Zeit, als das gh einen im Rachen gebildeten Reibelaut wiedergab, der in allen sechs Wörtern zu hören war. Weitere offensichtliche Inkonsequenzen sind in den 14 verschiedenen Schreibweisen [sic!] des Lautes sch zu finden: z. B. in anxious, fission, fuchsia und ocean."
Vertrauen Sie mir – ich weiß, was ich tue.
Benutzeravatar
Lebostein
Logik-Lord
Logik-Lord
Beiträge: 1343
Registriert: 24.03.2003, 22:54
Wohnort: Elbflorenz
Kontaktdaten:

Beitrag von Lebostein »

Also ich finde die neue deutsche Rechtschreibung auch sehr logisch. Habe mich auch in den letzten Monaten intensiver damit beschäftigt.

Um nochmal auf das Wort Aufwand zurück zu kommen....
Sledge_Hammer hat geschrieben: Und was ist mit dem Verb "aufwenden"? Bald "aufwänden"? Und wie soll man jemandem beibringen, dass all diese Wörter trotzdem mit "e" gesprochen werden? Werden die "Aufwendungen" bald zu "Aufwändungen" der Konsequenz wegen? Bloß nicht.
...wenn man das zum Beispiel mal mit dem Wort Pfand vergleicht:

Aufwand -> Aufwändung -> aufwänden
Pfand -> Pfändung -> pfänden

Man schreibt ja auch nicht "pfenden", nur weil man da auch ein 'e' spricht...
Benutzeravatar
Sledge_Hammer
Hobby-Archäologe
Hobby-Archäologe
Beiträge: 212
Registriert: 06.07.2003, 12:03
Wohnort: Berlin

Beitrag von Sledge_Hammer »

Um nochmal auf das Wort Aufwand zurück zu kommen....
Ich habe bei "aufwändig" doch schon klein beigegeben. :wink:
Das sagt übrigens ein Reformer dazu:
"Aufwändig kommt eindeutig von Aufwand aber das Verb aufwenden ist der zweite Stamm (wie z.Bsp. auch in geben, gib, gab) und daher müssen beide Möglichkeiten als richtig angesehen werden."

Die Schreibweise "zurück zu kommen" ist übrigens ein typischer durch die Reform ausgelöster Fehler. Man sollte mal darauf hinweisen, dass es immer noch zurückkommen, weitermachen, sicherstellen, sichergehen, kaputtmachen, irreleiten, freilassen, leid sein, schuld sein, vor kurzem, bei weitem , seit langem, menschenverachtend (aber: Menschen fressend) usw. heißt. Solche Fehler sieht man immer wieder.
Vertrauen Sie mir – ich weiß, was ich tue.
Benutzeravatar
Hexenjohanna
Navigatorin
Navigatorin
Beiträge: 9586
Registriert: 25.10.2003, 00:17
Wohnort: Metropole in Ostwestfalen

Beitrag von Hexenjohanna »

Eine Volksabstimmung hat zwar immer etwas Unheimliches. Andererseits hat bei einer solchen Frage mMn die Mehrheit Recht, und es kann auch nicht viel Porzellan zertrümmert werden.
Mir wäre am liebsten eine Liste, die von einer unabhängigen Expertenkommission verschiedener Lager zusammengestellt wird und die eine leicht verständliche Aufstellung aller Änderungen beinhaltet und eine allgemeine differenzierte Abstimmung darüber ermöglicht. Diese Art von "Sprachpflege" könnte man so alle 10 Jahre einmal durchführen, dann bliebe unsere Sprache vielleicht stetig vital.
Laß mich den Aberglauben eines Volkes schaffen, und mir ist es gleich, wer ihm seine Gesetze oder seine Lieder gibt.

Mark Twain

Nostalgische Serien Quiz-Liste:
https://www.adventure-treff.de/forum/to ... 69#p772069
Benutzeravatar
Zoldoron
Rätselmeister
Rätselmeister
Beiträge: 2072
Registriert: 23.11.2003, 14:33
Wohnort: Bielefeld

Beitrag von Zoldoron »

Die Idee einer kontinuierlicheren Anpassung ist eigentlich gut, aber ich fürchte es wäre zu teuer. Man müsste die Deutschlehrer schulen, wenigstens die Schulbücher neu drucken, alle Verlage und Redaktionen müssten ihre Systeme umstellen etc. Außerdem kann sich dann das richtige Schriftbild nicht so gut einprägen, weil man dann wahrscheinlich Bücher aus verschiedenen Jahrzehnten hätte, alle mit leicht unterschiedlichen Schreibweisen.

Außerdem wenn man sich jetzt ansieht, wie sich Autoren und Zeitungsverlage gegen die Reform sperren, wäre das dann noch chotischer. Der eine würde vielleicht diesen Teil von Reform X aufnehmen, der anderer nur jenen Teil von Reform Y, aber den anderen Teil vom vorvorigen Jahrzehnt ... *chaos*.

Aber vielleicht sehe ich das auch alles viel zu Schwarz.
Die Straße gleitet fort und fort, weg von der Tür wo sie begann,
weit überland von Ort zu Ort, ich folge ihr so gut ich kann.
Benutzeravatar
Hexenjohanna
Navigatorin
Navigatorin
Beiträge: 9586
Registriert: 25.10.2003, 00:17
Wohnort: Metropole in Ostwestfalen

Beitrag von Hexenjohanna »

Vielleicht sind 10 Jahre für Sprachreformen auch wirklich zu kurz, da könntest du Recht haben. (Recht haben, recht haben??) Trotzdem fänd ich ein regelmäßiges Abgleichen gut.
Laß mich den Aberglauben eines Volkes schaffen, und mir ist es gleich, wer ihm seine Gesetze oder seine Lieder gibt.

Mark Twain

Nostalgische Serien Quiz-Liste:
https://www.adventure-treff.de/forum/to ... 69#p772069
Kruttan
Adventure-Gott
Adventure-Gott
Beiträge: 4009
Registriert: 29.12.2001, 15:46
Wohnort: Hameln/Göttingen
Kontaktdaten:

Beitrag von Kruttan »

Hexenjohanna hat geschrieben:Vielleicht sind 10 Jahre für Sprachreformen auch wirklich zu kurz, da könntest du Recht haben. (Recht haben, recht haben??) Trotzdem fänd ich ein regelmäßiges Abgleichen gut.
ich denke auch, dass eine regelmäßige, langsame Verbesserung unserer Rechtschreibung eine gute Sache wäre. Das würde vielleicht nicht auf einen so verbissenen "Früher war alles besser!"-Widerstand treffen, wenn sich die Masse erst mal dran gewöhnt.
>>Laverne, wie bist du nach oben gekommen?<<
>>Ich bin oben? Ups.<<
Kruttan
Adventure-Gott
Adventure-Gott
Beiträge: 4009
Registriert: 29.12.2001, 15:46
Wohnort: Hameln/Göttingen
Kontaktdaten:

Beitrag von Kruttan »

Schaut mal unter:
http://apollo.zeit.de/kommentare/index. ... m=80&to=90

sind einige interessante Meinungen dabei.

Mir gefällt von Herrn Kraus:

"Wer findet, durch die Entscheidung von SPIEGEL und AXEL SPRINGER entstünde neues Chaos, scheint zu übersehen, daß ein solches einzig durch die "so genannte" RS-Reform ausgelöst wurde."

Also, gäbe es keine neue Rechtschreibung, so könnten die Verlage auch nicht wieder zur alten zurückwechseln. Folglich müsse man zur alten zurückkehren.
Wir können das weiter ausbauen: würde die Menschheit nicht schreiben und lesen, so bräuchten wir auch keine Rechtschreibung. Wir könnten auch ab jetzt einfach alle Neugeborenen blenden und ihnen die Hände abhacken...

Sind aber auch ganz vernünftige Argumente drin.
>>Laverne, wie bist du nach oben gekommen?<<
>>Ich bin oben? Ups.<<
Antworten