Dear Esther erschienen

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deny
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Re: Dear Esther erschienen

Beitrag von deny »

ja aber was seht ihr darin, ich sehr irgendwie nur Wirrwarr :P
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enigma
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Re: Dear Esther erschienen

Beitrag von enigma »

Es geht tatsächlich darum, etwas für dich selbst herauszufinden, und letzten Endes ist es widersprüchlich (und das ist gewollt). Ein paar Interpretationsansätze kann ich aber anbieten:
deny hat geschrieben:
Also Wen hab ich Gespielt? Den Erzähler, oder Esther?
War die Insel real? Immerhin hat der Erzähler Zeit auf ihr verbracht.
oder war sie nur eine Phantasie? Wieso hatte Esther am Schluss Donnellys Nachnamen und Paul plötzlich Jacksons Nachnamen?
Der Erzähler war taub vor Schmerzen. Doch ich war es nicht, warum?
Wie konnte ich fliegen?
Leider wurden Erkundungsgänge nicht so oft belohnt wie erhofft. So bin ich immer in die Ecken gelaufen ohne neue Schnipsel zu bekommen.
Ich weiß das Esther in einen Autounfall verwickelt war und sie für den Erzähler wichtig war. Mehr weiß ich nicht.
Nein, Esther hast du nicht gespielt. Soviel sollte klar sein. Und natürlich warst du der Erzähler, aber die Frage ist, wer der Erzähler ist ;)

Ist er Donelly? Ist er jemand anders, eine dritte Person? Genau, Esther ist am Ende Esther Donelly. Das dreht auf grandiose Weise die Anklagen um, ein gewisser Donelly wäre verantworlich für Esthers Tod, die das Spiel die ganze Zeit begleitet haben, weil es plötzlich scheint, als wäre der Erzähler -- der um Esther trauert -- selber Donelly, mit den entsprechenden Implikationen.

Die Insel ist eine Allegorie, genau wie der ascent, was aber nicht heißen muss, dass sie nicht (auch) real ist. Der Flug am Ende ist Teil davon -- du hast gesehen, wie dein Schatten aussieht? Es ist eine Möwe; von denen wird am Anfang erzählt ("The gulls do not land here anymore; I’ve noticed that this year, they seem to shun the place."); und die biblische Metapher ("I will abandon this body and take to the air."), als Kulmination des ascent, die ja auch schon im Kontext von Paul(us) und der Road to Damascus gegeben ist, ist natürlich auch da.

Was die Insel genau bedeutet ist eben der Punkt; und es verbindet sich mit dem, was Esther zustieß -- Unfall, Absicht, wessen Schuld, wessen Vergebung? Darum geht's, und darum herum sind alle Texte angeordnet.


Meine persönliche Interpretation ist das alle drei, Jacobson, Donelly und der Erzähler, eins sind, verschiedene Facetten einer Person, und die Insel Reflektion und Projektion der Gedanken eines Sterbenden, schuldig am Tod eines geliebten Menschen Jahre zuvor, aber das ist nur eine Möglichkeit. Es gibt andere.
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Das Vieh
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Re: Dear Esther erschienen

Beitrag von Das Vieh »

deny hat geschrieben:@ Das Vieh

Ist das deine Stimme in dem Sprachpatch? Das war absolut gigantisch und professionell gesprochen. Gerade mit genug Emotion und deine Stimme ist toll :-) Ich bin absichtlich öfter ins Wasser gegangen, das war einfach nur genial. Hatte Gänsehaut beim ersten Mal. Deine Stimme wäre auf jeden Fall ein zweites Mal spielen wert :-)
Ja, das ist meine Stimme. :-) Vielen Dank für das schöne Lob!

Für die Interpretation des Spiels gibt es mehrere Ansätze und ich würde enigma da ein wenig widersprechen, auch wenn ich seine Interpretation auch sehr gut finde. :-)
Ich habe mir zwei Interpretationen zurecht gelegt, die erste nach dem ersten Durchlauf, die zweite nach dem zweiten Spiel. Es spielt nämlich meiner Meinung nach eine Rolle, welche Version man präsentiert bekommt. Die Texte variieren ja bei jedem Durchlauf, pro Stelle gibt es bis zu vier Varianten. Betrachtet man diese isoliert voneinander, ergibt das wieder neue Interpretationsansätze.

Hier meine Interpretationen:

Interpretation 1:
Man spielt Esther. Nach dem Autounfall liegt sie schwerverletzt im Koma zwischen Leben und Tod. Die Insel stellt diesen Zustand dar. Die Außen-Welt um sie herum dringt nur sehr bruchstückhaft in ihr Bewusstsein, doch ejden Tag kommt ihr Mann und erzählt ihr etwas, so wie man das in Filmen immer sieht. Manchmal liest er ihr etwas vor (Donnely/Jakobson), manchmal erzählt er ihr aus dem Alltag (Paul getroffen, Erinnerungen an früher). Eigentlich hat sich das Paar nicht so gut verstanden, aber nun, da seine Frau an der Schwelle zum Tod steht, weiß der Mann plötzlich, was er an ihr hat und will unbedingt, dass sie zurück kommt. Schließlich gelingt es Esther, loszulassen und auf die andere Seite zu gleiten. Sie atmet ein letztes Mal, während ihr Mann ihre Hand haltend neben ihrem Bett steht und noch einmal nach ihr ruft, so laut, dass sie es recht klar in ihrer Traumwelt hören kann. Endlich ist sie erlöst.
Interpretation 2:
Man spielt den Mann. Seine Frau Esther ist Tod, wahrscheinlich schon längere Zeit. Der Mann selbst ist sehr krank und liegt in einem fiebrigen Delirium. Erinnerungen aus seinem Leben geistern wild durcheinander durch seinen Kopf: Sein vergeblicher Versuch, ein religiöser Mensch zu werden (Unfähigkeit, den Einsiedler zu sehen, Anzweifeln der Geschichten der Insel, Abwertung der religiösen Mönche), der Verlust seiner Frau Esther bei einem Autounfall, über den er nie hinweg kam (und dabei die verschwimmende Frage, wer eigentlich Schuld war), die quälende Frage, ob der Leichnam lieber verbrannt oder beerdigt werden sollte, sowie seine Leidenschaftfür Donnely. Die Insel hat sein Unterbewusstsein erschaffen, er war aber auch schon einmal im echten Leben an so einem Ort. Zum Ende des Spiels stürzt er sich vom Turm und stirbt. Er hat ein letztes Mal alles verarbeitet und kann nund endlich loslassen. Sein letzter und innigster Wunsch ist es, Esther wiederzusehen.
Die Interpretationen haben hoffentlich einige deiner Fragen beantwortet oder Denkanstöße gegeben. Konkret zu deinen weiteren Fragen:
Wieso hatte Esther am Schluss Donnellys Nachnamen und Paul plötzlich Jacksons Nachnamen?
Variante 1: Esther liegt im Koma und hört nur bruchstückhaft, was man ihr erzählt. Die Vermischung kommt so zustande
Variante 2: Der Mann wird zunnehmend kränker und liegt im Delirium. Seine Gedanken vermischen sich, beginnen Parallelen zu ziehen. Er kann sich nicht mehr konzentrieren, mit der einen Ausnahme der Papierboote, die den schmerzlichen Verlust seiner Frau so deutlich tragen, dass er für einen Moment wieder klarheit erlangt.
Der Erzähler war taub vor Schmerzen. Doch ich war es nicht, warum?
Du warst es auch. Weder das Wasser, noch der Sturz in die Höhle, noch der Luftmangel im "Museum" haben dir etwas ausgemacht.
Wie konnte ich fliegen?
Variante 1: Die Insel ist nicht real. Du kannst sie verlassen, wie du willst.
Variante 2: Eigentlich stirbst du bei dem Sturz. Dein Körper liegt zerschmettert unten am Felsen. Dein Gesit jedoch hebt ab.
Hoffe, das hilft.

Natürlich gibt es auch etwas, dass sich der Autor dabei gedacht hat und im Zuge der Übersetzung wurde ich naturgemäß damit konfrontiert. Bevor man aber so etwas hört/liest, sollte man sich selbst Gedanken machen, das verdirbt sonst so viel.
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deny
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Re: Dear Esther erschienen

Beitrag von deny »

Mir ist noch einiges klar geworden.
Mir ist erst jetzt wirklich klar geworden, dass ja wirklich alles mit Allem in Zusammenhang steht.
Das Esther schon länger tot ist, denk ich auch. Der Autounfall passierte mit Paul Jackson, der zwar nicht getrunken hatte aber sich immer mehr die Schuld an Esthers Tod gab. Ähnlich wie der Erzähler hat er sich auf dieser "Insel" niedergelassen.
Dadurch wird Esther Donelly zum Grund für diese Insel, auch wenn sie erst später eintrat. Das Buch von Donnelly kommt wie die Erinnerung an Esther immer wieder zurück.

Ne das fühlt sich auch nicht richtig an.

Zum Thema: Taub vor Schmerzen, der Erzähler sagt, dass er auf dem Aufstieg zum Turm einige Minuten blind vor Schmerzen war doch ich konnte einfach weiter laufen.

Ich weiß für mich immerhin, das die Insel nicht real ist. Denn der Erzähler ist beim ersten Mal Richtung Höhle herunter gefallen und hat sich das Bein gebrochen. Er konnte nicht das Zeug an die Wände malen. :?
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Re: Dear Esther erschienen

Beitrag von enigma »

Stimmt, das wird gesagt -- aber wie gesagt,
das muss nicht heißen, das die Insel nicht auch real ist. Eine Möglichkeit, die ich mir auch überlegt hab, ist dass der Erzähler die Insel aufgesucht hat, aber niemals bis zum Mast gekommen ist -- er brach sich das Bein, und liegt sterbend in der Hütte, und was wir spielen, ist in seinen Gedanken. Dann ist die Insel in seiner Phantasie, aber trotzdem real.

Zu dem "Zeug" an den Wänden: Es handelt sich, bei den Skizzen die nicht völlig wirr sind, u.a. um den Blockschaltplan eines ABS-Systems und die chemische Strukturformel für Dopamin.
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Re: Dear Esther erschienen

Beitrag von Das Vieh »

Und oft auch Alkohol in Nervenzellen, das ist auch noch wichtig, finde ich
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Re: Dear Esther erschienen

Beitrag von BattleBee »

Kradath hat geschrieben:Beruht denn die dt. Vertonung auf den dt. Untertiteln, oder ist es eine eigene (Neu-)Übersetzung?
Ist die Übersetzung der Untertitel gut gelungen?
Ja, sie beruht darauf, wurde aber für das bessere Hörverständnis an einigen Stellen angepasst.
Die Übersetzung der Untertitel ist sehr gut gelungen, da sie auch versucht, sämltiche (absichtlichen) grammatischen Fehler und Absonderlichkeiten des Originals zu transportieren.
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k0SH
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Re: Dear Esther erschienen

Beitrag von k0SH »

Schon ewig in der Steamliste und jetzt durchgespielt.

Die Höhlenszenen waren schon nett.
Aber - für mich in einem Wort: "anstrengend"

Also es bietet einem zwar zig Möglichkeiten, sich auszumalen was sich dahinter verbirgt und um was es eigentlich geht.
Im Kern um
den Umgang mit Ängsten, Schmerzen, tiefer Trauer.
Kunst hin oder her - in Summe nicht so meins.
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Mitglied im "Verein zur kulturellen Förderung von Adventure- und storylastigen Computer- und Videospielen e.V." Und Du?
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Re: Dear Esther erschienen

Beitrag von uwero »

Dear Esther: Landmark Edition ab heute für die PS4 erhältlich https://store.playstation.com/#!/de-de/ ... THERBUNDLE
PS Plus-Mitglieder zahlen bis zum 04.10.2016 nur 7,99€ statt 9,99€
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Re: Dear Esther erschienen

Beitrag von uwero »

The Chinese Room, das Indie-Studio hinter "Dear Esther" und "Everybody's Gone to the Rapture", steht offenbar vor dem Aus
http://www.mediabiz.de/games/news/china ... pan/422438
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Adven
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Re: Dear Esther erschienen

Beitrag von Adven »

Nach Aus klang es bisher eher nicht, mehr nach organisatorischer Neuausrichtung. Na mal schauen. Mochte deren Zeug immer ganz gerne. (Speziell Jessica Currys Musik!)
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