Studentenproteste

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countjabberwock
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Re: Studentenproteste

Beitrag von countjabberwock »

Allerdings zahlt man in Thüringen bei Einhaltung der Regelstudienzeit und fürs Erststudium keine Studiengebühren - nur Semesterbeitrag/Verwaltungsgebühren. Doch gerade der Semesterbeitrag ist im überfüllten Jena um einiges höher als an den anderen Unis hier. Die Engpässe von günstigen Wohnungen sorgen außerdem für höhere Mieten. Und wegen der Regelung das man seine Seminare erst 1-2 Semester später besuchen kann oder weil man es einfach nicht schafft einen freien Platz zu ergattern um seine Module voll zu bekommen, ist eine Überschreitung der Regelstudienzeit vorprogrammiert. Und dann werden Studiengebühren fällig. Mein Mitbewohner damals in Ilmenau hatte zwei Geschwister. Beide haben in Jena studiert und unterm Strich ist deren Studium teurer. Trotzdem ist es gerade dort so überfüllt und viele wollen dorthin. Keine Ahnung wieso - wegen dem Geld jedenfalls nicht da das studieren dort sogar teurer ist.

Stichtwort Verwaltungsgebühren/Semesterbeitrag. Das ist doch auch eine große Abzocke und im Prinzip nichts anderes als versteckte Studiengebühren. Man braucht sich dabei nur einmal die Aufschlüsselung der Kosten ansehen (sofern sie denn stimmt). Die Stütze für die Mensa finde ich ja noch okay (obwohl ich dort nur ganz selten Essen gegangen bin (vielleicht im Durchschnitt einmal pro Monat) und ich somit eigentlich nur das günstige Essen der anderen mitfinanziert habe. Ein weiterer Punkt sind die Wohnheime. Gibt überhaupt nicht genügend Wohnungen dort für alle Studenten - also wieso soll ich für die bezahlen? Die dort eine Wohnung ergattert haben wohnen nicht nur günstig sondern sparen sich auch noch das Geld für Bus oder Benzin um an die Uni zu kommen. Oder Sachen wie Campus TV/Radio/WLAN - so richtig nur interessant für Studenten welche auf dem Campus wohnen und Zugang zum internen Netz haben (klar, ich könnte natürlich auch jeden Tag die 10km mit dem Fahrrad und nem Laptop auf dem Rücken zur Uni kommen um auch etwas davon zu haben. Aber soweit kommts noch. Erst recht bei den Wintern. In meinem ersten Jahr lag der Schnee so hoch (WG Zimmer war mitten im Thüringer Wald) das die untere Etage komplett vom Schnee verdeckt war und nur ab der ersten Etage aufwärts etwas vom Haus zu sehen war. Soviel zum Thema Fahrrad. Sind jedenfaalls einige Punkte bei denen ich nicht genau weiss weshalb ich die bezahle. Zum Beispiel die Verwaltungsgebühren. Sind 50 Euro wovon 25 Euro das Land und 25 Euro die Uni einsteckt. Bei ca. 10.000 Studenten immerhin eine 1/4 Millionen pro Semester bzw. ne halbe Millionen pro Jahr. Als Gegenleistung wurde uns besserer Service versprochen. Wie der ausschaut bekamen wir gleich mit dem ersten Studentenausweis nach der Rückmeldung zu Gesicht. Schicke neue Plastikausweise - allerdings zahlt man für die nun noch einmal extra. Leistungen wie z.B. fertig vorausgefüllte Unterlagen für die Rückmeldung zum nächsten Semester, beigelegte und bereits machinell ausgefüllte Überweisungsscheine für den Semesterbeitrag, eine Reihe von Kopien der Immatrikulationsbescheinigung - all das fiel plötzlich weg. Was kostet ein Überweisungsschein auf einer Bank? Nichts. Was kostet es ein paar Immatrikulationsbescheinigungen zu kopieren? So gut wie nichts. Die nehmen 25 Euro ein und lassen so simple Sachen plötzlich fallen. Es lag lediglich ein Infobrief bei der einem mitteilte das wenn man mehr Bescheinigungen braucht (natürlich braucht man die - BAFÖG, Versicherung, Abos mit Studentenrabatten - überall wo man eben nachweisen musste das man Student ist) man sie in Zukunft selbst kopieren muss. Toller neuer Service. Wo ist das Geld hin? vielleicht in die neuen Büros der Studentenverwaltung? Den hübschen neuen Glasaufzug damit die drei Leute dort nicht mehr die 15 Stufen des Falchbaus ins erste Geschoss steigen müssen? Keine Ahnung.
Oder sie Sache mit den Gutscheinen. In Jena zahlt man deutlich mehr Semestergebühren - dafür gibts dann Gutscheine für nen Burger bei Mcdonalds, ne Stunde Solarium und lauter solchen Kram. Ist das nun aus Werbezwecken von den Firmen gesponsert oder flossen da als Ausgleich ein paar Gelder vom Semesterbeitrag? Eigentlich schwer vorstellbar....auf der anderen Seite gibts die Sache mit den Gutscheinen aber NUR in der Unistadt mit dem hoehn Semesterbeitrag. Mehr als verdächtig. Für manch einen der alle Gutscheine nutz lohnt es sich sicherlich - ich möchte allerdings selbst entscheiden was ich mit meinem Geld mache und mir nicht vorschreiben lassen wie ich meine Freizeit verbinge, wo ich einkaufe und was ich esse nur um einen Teil des Geldes wieder reinzubekommen.
Noch so ein Punkt wäre das Semesterticket. Wirklich ne tolle Sache. Wenns den funktioniert. In Städten wie Jena oder Erfurt kann man damit die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und somit gratis zwischen den über die Stadt verteilten Uni Einrichtungen sowie der eigenen Wohnung pendeln. Auch ein Stadtbummel oder Kinobesuch am Abend ist damit kein Thema. Nur hier funktionierte das leider nicht. Es gibt in Ilmenau gleich mehrere Busunternehmen die alle zur unterschiedlichen Zeiten den Stadtverkehr abdecken. Man wurde sich aber nicht mit allen einig und es hätte nur mit einem einen Vertrag gegeben. Dadruch hätte man nur jeden 2. oder 3. Bus nehmen können. Also hat man es fallen gelassen. Schade, denn das hätte ich wirklich genutzt. Wofür dann aber sonst diese Zwangsabgabe? Im Semesterticket sind 3 Bahnstrecken enthalten auf denen man gratis fahren kann. Die sind aber so speziell und natürlich nur innerhalb von Thüringen das nur die wenigstens das Ticket nutzen können. Dennoch zahlen alle anderen mit dafür. Deshalb gab es auch im letzten Jahr eine Abstimmung des Stura ob sie das Semesterticket wegfallen oder gar erweitern (ein paar Strecken dazu aber dafür auch eine Erhöhung des Semesterbeitrags) sollen. Ich war natürlich dort und hab für "wegfallen" gestimmt da ich a) nicht für ein paar wenige ihre gratis Bahnfahrten finanzieren will, b) ich etwas sparen wollte und c) mir die Strecken nix nützen. Leider kams am Ende doch durch. Mehr noch, es wurde erweitert und ich durfte nun mehr bezahlen. Okay, ich kann mehr Strecken nutzen aber die nützen mir nix. Mit dem Auto brauch ich von meiner Hauptwohnung 1h bis zur Uni. Über die Bahn sinds mangels Direktverbindung, langer Wartezeiten und einigen Umwegen (drei mal umsteigen) fast drei Stunden. Und dann wär ich noch immer nicht daheim da mein Wohnort sowohl hier (Hauptwohnsitz) als auch die Zweitwohnung (WG) an der Uni keinen Bahnhof hat und ich zusätzlich noch zwei Monatskarten für den Bus bräuchte. Am Ende komm ich auf fast das gleiche Geld wie meine monatlichen Benzinkosten - und ich bin unabhängig und es geht deutlich schneller. Tja, an der Uni könnte man ja die Busse nutzen wenn das Semesterticket endlich die öffentlichen Verkehrsmittel beinhalten würde. Um es kurz zu machen: Semesterticket bringt mir überhaupt nichts. Okay, ich kann damit gratis mit der Harzer Schmalspurbahn - für Eisenbahnromantiker sicher interessant...aber es bringt mich nicht an die Uni. Wie ich schon sagte, ich zahle jedes Semester (oder HABE bezahlt da ich ja den Kram endlich hinter mir habe und fertig bin) einen Haufen Geld und weiss nicht einmal wofür - nützen tut es mir überhaupt nicht.

Noch ein paar Worte zu den Demos. Weshalb kam bei der Abstimmung zum Semesterticket heraus das sich die Studenten für eine Erweiterung entschieden haben obwohl dies mit Mehrausgaben verbunden ist und eigentlich nur ein Bruchteil das Ticket nutzt? Nun, aus dem gleichen Grund weshalb Rechte im Landtag sitzen. Die Personen welche ein Interesse daran haben das sie dort vertreten sind (die Anhänger eben) gehen geschlossen zur Wahl und ein sehr großer Teil der restlichen Bevölkerung meidet die Wahl. Die niedrige Wahlbeteiligung erledigt dann den Rest. Genauso war es dort auch. Studien und Zählungen nach nutzt nur ein kliner Teil das Ticket - doch viele von denen waren bei der Wahl. Alle anderen haben gefehlt. Die Wahlbeteiligung lag somit nur bei ca. 15%. Dabei gab sich der Stura Mühe. Gratis Sachen, Haribo Tüten zum mitnehmen, die Wahlkabinen direkt in der Mensa - man konnte quasi im Vorbeigang zum Essen sein Kreuz machen. Half alles nichts. Es kamen nur die Beführworter des Tickets. Deshalb wurde das Semesterticekt auch erweitert. Ich kann diese Ignoranz einfach nicht verstehen - denn hier hätte man mit einem einfach Kreuz mit einem Schlag 25 Euro pro Semester gespart. 50 Euro im Jahr. Nicht die Welt aber immerhin etwas. Und die Einsparung wäre sofort zu Beginn des nächsten Semesters eingetreten - garantiert. Man hätte nicht weiter darüber abstimmen müssen, die Uni selbst hat nichts damit zu tun, man müsste keine Politiker überzeugen, Gesetze ändern etc. Nix dergleichen. Der Stura hätte das Ticket abgeschafft und gut. Fast die gleiche Wahlbeteiligung gibts übrigens jedes Jahr zur Sturawahl. Zeigt sehr schön wie groß doch das Interesse an Veränderungen ist. Entweder es geht allen so gut oder es geht ihnen am Ar... vorbei. Keine Ahnung was zutrifft. Aber kaum ruft jemand zu einer Demo auf spitzen sie die Ohren. Hörsalbesetzung? Massendemo? Kundgebung in der Landeshaupstadt? Klingt nach jeder Menge Gaudi, Bier und vor allem keine Vorlesung - da macht man doch glatt mit. Da fahren Tausende nach Leipzig - es werden extra Sonderzüge organisiert - um zu demonstrieren. Oder man denke an die Massendemo in Erfurt. Ein Marsch quer durch die Innenstadt bis hin zum Landtag - mit Strassensperrungen (waren so viele Teilnehmer das man nur auf die Hauptverkehrsstrasse bzw. den Stadtring ausweichen konnte - der war eben dann gesperrt - sehr zur "Freude" der Autofahrer im Feierabendverkehr (ging bis ca. 18 Uhr)), Transparenten, Trillerpfeiffen, Megafon, LKW mit Soundanlage für die Beschallung und alles was zu einer guten Party so dazu gehört. Worum es bei der Demo in Erfurt ging? Die Abschaffung der 50 Euro Verwaltungsgebühr. Oder zumindest dem Teil der nicht für die Uni gedacht ist sondern der ans Land fliesst (25 Euro). Genau, die veranstalten solch ein Theater um die Politiker dazu zu bewegen eventuell noch einmal über die 50 bzw. 25 Euro pro Semester zu beratschlagen in der Hoffnung das vielleicht das Gesetz zurück genommen wird. WO WAREN DIESE MASSEN KURZ DAVOR BEI DER ABSTIMMUNG ZUM SEMESTERTICKET?!? Da hätten sie auch sofort 25 Euro sparen können. Ich vermute mal den meisten ging es bei der Demo gar nicht um das Geld sondern mehr um das Erlebnis und den Gaudi. Als man dann dazu aufrief die 50 Euro einfach nicht zu bezahlen (trotz Androhung der Exmatrikualtion seitens der Uni) war es dahin mit dem Mut. Denn wie sich später herausstellte zahlten die meisten klammheimlich. Tolle Rebllen. :D

Hinzu kommen noch die Ausschreitungen und die ganzen Trittbrettfahrer. Unter die Studenten mischten sich sich nämlich meist noch irgendwelche Vereine und Gewerkschaften (z.B. IG Metall) die mit der Sache überhaupt nichts zu tun hatten und nur den Medienrummel nutzten um ihre rote Fahne vor die Kamera zu halten. Störrend empfand ich ebenfalls Entwicklungen wie z.B. als Studenten den Landtag stürmten um dann von der Polizei festgenommen zu werden (wollten halt mal ins Fernsehen) oder die Eierwerfer (der Aussehen nach zu urteilen waren das aber eher Trittbrettfahrer aus dem linken Flügel die sich unter die Studenten gemischt hatten). Wie will man sich Gehör bei den Politikern verschaffen, ernst genommen werden und sachlich diskutieren wenn man sich so aufführt? Sehr kontraproduktiv. Mir hat es jedenfalls gereicht. Ich kann mit dem Semesterbeitrag leben, meine Vorlesungen sind nicht überfüllt und ich bin mit dem Studium sehr zufrieden. Für mich gabs keinen Grund zu diesen Demos zu gehen. Allerdings kann man nur geschlossen etwas erreichen und man muss auch an andere und nicht nur sich selbst denken. Denn beim nächsten mal brauch ich vielleicht Unterstützung und bin dann froh wenn andere die es eigentlich nichts angeht sich anschliessen. Deshalb bin ich doch zur Demo. Zwei mal. Dann hatte ich aber genug davon und mir wurden ein paar Dinge klar:

1) es bringt eh nichts (hat es in Thüringen bis heute nicht - nicht einmal ein Kompromiss)
2) viele sind wirklich nur aus Spass dort
3) mit Ausschreitungen erreicht man erst rechts nichts
4) der Wille und der Mut wirklich etwas zu verändern endet spätestens nach der Demo - danach kehrt man zur Leck mich Einstellung zurück (siehe die Wahlen).

Sorry für den langen Text aber das musste infach mal raus. Von mir aus können die Studenten ja demonstrieren wenn sie meinen es bingt etwas. Und wenn ich jetzt im Berufsverkehr stecke und die die Straße blockieren werd ich auch nicht verärgert hupen - aber so richtig Verständis hab ich dafür nicht...erst recht seh ich keinen Sinn darin.
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Re: Studentenproteste

Beitrag von subbitus »

Countjabberwock spricht einige entscheidende Punkte an. Einen ähnlichen Eindruck hatte ich während meiner Studienzeit auch. Die meisten Studenten fanden es anfangs doch nur lustig und aufregend mal auf einer Demo dabei gewesen zu sein. Endlich mal Rebell sein und wenns hinterher noch ne Party gibt, umso besser.
Proteste können eigentlich nur dann Erfolg haben, wenn sie wehtun. Sowohl dem Demonstranten als auch der Uni und der Politik. Zur Not geht das sicherlich auch ohne große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, die mit der Zeit aber schon automatisch entstehen sollte. Aber wenn ich jetzt schon wieder lese, dass die Demonstranten an irgendeiner Uni für die Vorlesung der Erstsemestler mal eben artig den Vorlesungssaal verlassen haben, um anschließend ihre Sitzblockade fortzusetzen, kann ich nur lachen. Klar, die armen Erstis und so, aber mit solch einer Einstellung wird das dann halt auch nichts.

Grundsätzlich kann ich den Unmut der Studenten verstehen. Waren es zu meiner Zeit hauptsächlich noch die Studiengebühren (und die Dauerbrenner zu wenige, und zu volle Vorlesungen natürlich), um die ich selbst Gott sei Dank noch gerade so herum gekommen bin, ist mit der schlechten Umsetzung von Bachelor und Master noch weiterer Punkt hinzugekommen. Ich gehörte auch noch zu der Generation wie DasJan, die sich im Grunde doch nicht groß beklagen konnten. Freie Vorlesungswahl. Keine Anwesenheitspflicht. Klausuren hier und da, die man oftmals unbegrenzt wiederholen durfte. Ich war echt zufrieden. ;) Ob ich dafür jetzt allerdings freiwillig gerne 1400 € im Jahr bezahlt hätte, ist eine andere Frage...
Es war sicherlich sinnvoll mit dem Bachelor etwas mehr Struktur in das Studium bringen, aber scheinbar sind sie damit eindeutig zu weit gegangen. Die Bacheloretten, die ich ab und zu bei Praktika in unserem Institut betreuen durfte, waren auch nur am klagen, und unser Praktikumsplan ist auch nur noch ein schweizer Käse, da die nun ständig zu ihren Vorlesungen müssen, die natürlich parallel weiterlaufen, wenn die Studenten an einem Praktikum teilnehmen. Wie soll man denen noch praktisches Arbeiten vermitteln, was gerade in meinem Studiengang extrem wichtig ist (Biochemie)?!

Es läuft also tatsächlich so einiges schief, aber es liegt an den Studenten selbst, es zu ändern. Aber da seh ich ehrlich gesagt schwarz.
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Re: Studentenproteste

Beitrag von nufafitc »

@CountJabberwock
Das ist wirklich n extrem langer, ausführlicher Bericht geworden, deshalb sag ich nur was zu den Zusammenfassungen ;)
countjabberwock hat geschrieben:1) es bringt eh nichts (hat es in Thüringen bis heute nicht - nicht einmal ein Kompromiss)
2) viele sind wirklich nur aus Spass dort
3) mit Ausschreitungen erreicht man erst rechts nichts
4) der Wille und der Mut wirklich etwas zu verändern endet spätestens nach der Demo - danach kehrt man zur Leck mich Einstellung zurück (siehe die Wahlen).
Ich kann mich auch daran erinnern, dass zu meinen ersten Semestern oft irgendwelche Versammlungen einberufen wurden, da alle sich total gefreut haben (Man kannte das ja aus der Schule; super: Veranstaltungen fallen aus). Kam man dann aber nach dem großen "Gespräch" raus, war man genauso schlau wie vorher und alle gingen wieder ihrem geregelten Studententag nach. Es gab dann immer diese Experten, die einem zu sagen versuchten, man solle doch Solidarität, Kooperationsgemeinschaft zeigen und einfach nicht die Veranstaltungen besuchen. Auf die Frage, was das denn bringt, kam dann die Antwort: "Es geht um's Prinzip." Ja super.
Viele hörten sich einfach gerne reden und taten so, als ob sie die Weisheit mit Löffeln gefressen hatten. Zur Revolution und so. Das war dann eigentlich nur der Spaß, den alle hatten. Ich hatte den nicht und wollte den auch nicht, da ich keine genauen Vorschläge der Studenten-Führer (den Begriff jetzt nicht missverstehen, aber es kam mir manchmal so vor wie die Masse läuft irgendjemandem hinterher, der gut reden kann) sah. Es hieß Demonstrieren, um Veränderungen, Verbesserungen zu schaffen. Aber Konkretes war nicht dabei, nur "uns geht's scheiße". Toll.
Von den Ausschreitungen lief da zum Glück nichts. Das lehne ich generell ab, da das nur einen negativen Eindruck bei der "Bevölkerung" erweckt.
Man muss auch ganz klar sagen, es gibt sowas wie einen gemeinschaftlichen Zusammenhalt nicht. Den gab's in der Schule nicht, obwohl man ab und zu mal blau machte. Den gibt's an der Uni nicht, obwohl man mal zu Demos geht und sich in Diskussionen setzt. Dafür haben viel zu viele Leute eigene Interessen, die sich mit der Masse nicht decken.
Ich für meinen Teil bin sehr zufrieden mit dem Semesterticket, das jetzt ein NRW-Ticket ist, weil ich 1. darauf angewiesen bin, weil ich kein Auto hab und in keiner WG wohnen will oder viel Geld in kleine Apartments stecken will, 2. ich eh soviel rumfahre zu verschiedenen Städten und das Geld schon in nem halben Monat raushabe.

@subbitus
Ich kann leider nichts über die Bachelor-Situation sagen, da ich auch zur alten, aussterbenden Rasse der Magister gehöre und nur am Rande etwas mitbekomme. Dabei ist es nicht so sehr der Stress mit den Klausuren und dem Lernen. Denn den gab es auch vorher, was aufs Fach ankommt. Mein Studiengang (Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaften) ist da noch recht chillig, weil man sich die Zeit einplanen kann. Aber da ich an der RWTH Aachen nur ne Minderheit bin und die meisten E-Technik und so was studieren, die haben auch VOR dem Bachelor-Zeug so einen Riesenarbeitsaufwand betreiben müssen und können sich nicht vor Klausurterminen retten. Das hat aber NICHTS mit irgendwelchen neuen Verhältnissen oder Missständen zu tun. Denn überfüllte Seminare und zu wenig Lehrkräfte gab es früher und das hat sich bis heute nicht geändert. Zwar wurde uns das Prädikat "Exzellenz-Uni" vergeben, sehen tun wir das nur anhand von Plakaten und Schildern, die extra dafür aufgestellt sind. Die Institute (zumindest meins, die Anglistik) kämpfen nach wie vor ums Überleben.

Man sieht, es ist von Uni zu Uni verschieden, ein paar Gemeinsamkeiten gibt es. Aber jetzt alles zu verallgemeinern und zu sagen, in Deutschland protestieren alle und wir müssen zusammenhalten, um etwas zu erreichen, ich weiß nicht so recht...
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Re: Studentenproteste

Beitrag von MarTenG »

Also was Studienausweise, Rückmeldungen, Studienbescheinigungen und so weiter angeht war ich schon etwas enttäuscht wenn ich den kleinen Brief meines Bruders (hat an der TUI studiert) gesehen habe. Von einer technischen Universität hätte ich da irgendwie mehr Inovationsfreude erwartet. In Hölle an der Salle hatten wir immerhin einen Studienausweis mit integrierten Chip um damit in der Mensa oder Bibliothek zu zahlen und Studienbescheinigungen konnten über das Internet erstellt werden. Was, wenn man es genauer betrachtet, allerdings nur eine Abwälzung des Verwaltungsaufwandes auf den Studierenden darstellt- Die Universität spart aber Papierkosten... Das man über die Verwaltungsgebühr Dinge wie Mensa und Wohnheime mitfinanziert, selbst wenn man sie nicht nutzt, ist meiner Ansicht nach Teil des Solidaritätsprinzips und sollte beibehalten werden. Wie die Gutscheine bezahlt werden kann ich nicht sagen, ich glaube aber ehr, dass es die Firmen als Werbezweck "spenden". In Halle hatte ich auch so einen dicken Packen mit Gutscheinen bekommen. Ich hätte hier aber lieber ein Ticket für Straßenbahn oder Zug gehabt... Hier muß ich aber auch nochmal etwas zu Ilmenau sagen, auch wenn es die meisten wohl nicht interessiert ;) Die Stadt ist nun nicht so groß, und der Campus sehr kompakt, so dass es nicht so wild ist, wenn man als Student die öffentlichen Verkehrsmittel nicht kostenlos nutzen darf. In Jena, wo die Universitätsgebäude über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind, wiegt das Argument meiner Meinung nach mehr.

Zum eigentlichen Thema. Während meiner Studienzeit habe ich nur einmal eine Studentendemo miterlebt. Es ging damals um den Wegfall einer Fakultät und der damit verbundenen Aufgabe des Status als Volluniversität. Im Grunde hat man ausser ein paar Hanseln, welche vor dem Löwengebäude (Sitz der Verwaltung und ältestes Gebäude der Uni) campiert haben, nichts mitbekommen. Es war also so, wie es auch andere schon beschrieben haben. Nur die, die unmittelbar betroffen waren haben sich dafür interessiert. Und von dieser kleinen Menge war dann auch nur eine Teilmenge bereit sich zu engagieren.

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Re: Studentenproteste

Beitrag von nufafitc »

@MarTenG
Also mein Studentenausweis war und ist auch so ein primitives Stück Papier, zu dem ich noch selbst ne Schutzhülle kaufen muss (einmal war das so ausgeweicht und zerfleddert, dass ich es fast gar nicht mehr benutzen konnte). Mit ID-Cards oder so haben wir nichts... und das bei knapp 700 Euro Semesterbeitrag. Die 200 für Ticket find ich schon angemessen, weil ich's wie gesagt nutze. Aber was mit den anderen 500 ist, würd mich auch mal interessieren.
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Re: Studentenproteste

Beitrag von subbitus »

nufafitc hat geschrieben: ..., die haben auch VOR dem Bachelor-Zeug so einen Riesenarbeitsaufwand betreiben müssen und können sich nicht vor Klausurterminen retten. Das hat aber NICHTS mit irgendwelchen neuen Verhältnissen oder Missständen zu tun. Denn überfüllte Seminare und zu wenig Lehrkräfte gab es früher und das hat sich bis heute nicht geändert.
Nun, ich kann halt nur von meiner Uni (TU Braunschweig) sprechen, da war der Wechsel von Diplom auf Bachelor/Master in der Fakultät der Naturwissenschaften eine extreme Umstellung, und viele Dinge laufen alles andere als reibungslos ab. Diese Missstände gab es vorher absolut nicht, und ich möchte von mir behaupten, dass ich auch im alten System trotz der größeren Freiheiten eine gute Ausbildung genossen und gut auf die Zeit nach dem Studium vorbereitet war. Aber wie du selbst angemerkt hast, läuft es halt bei jeder Uni anders.
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Re: Studentenproteste

Beitrag von nufafitc »

@subbitus
Ja, von der Umstellung haben wir als Magister-Studenten nichts bemerkt. Nur dass viele Bachelor-Studierende nur im Lesesaal gelangweilt rumsaßen und quatschten... war schlimmer als in der Schule, nur weil sie ihre Scheine brauchten.

Die Umstellung war aber auch Quatsch, denn mit demselben Lehrpersonal und denselben Veranstaltungen musste das plötzlich in diese Modulform gebracht werden, was schon logistisch nicht funktionieren konnte. Da hat sich die Regierung einfach mal gedacht: "Wir müssen jetzt international werden." Von wegen: Den Standard kann man gar nicht direkt haben... Weiß nicht, wie sich das jetzt entwickelt hat, da ich wenige Veranstaltungen besuche und nur am Lernen, Lesen zuhause oder in der Bibliothek bin.
Aber von Demonstrationen merkt man rein gar nichts. Ab und zu hängen da irgendwelche Leute mit ihren Plakaten rum, man bekommt ab und zu bei Studivz so tolle Nachrichten wie "Kommt jetzt! Wir brauchen mehr!" ohne zu sagen, was das konkret sein soll.
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Re: Studentenproteste

Beitrag von countjabberwock »

MarTenG hat geschrieben: @countjabberwock
Ich hoffe du hast Wanderers Nachtlied/Ein Gleiches vom Kickelhahn gekräht :mrgreen:
Über allen Gipfeln ist Ruh...? Klar kenn ich das und natürlich hat das jeder schon einmal da oben mehr oder weniger nüchtern (z.B. beim Bierathlon auf dem Kickelhahn) gegröhlt. Ich war unzählige male dort.
Dein Bruder hat also auch an der TUI studiert? Cool. Und stimmt, die Studentenausweise sind ein Witz. Ein simples Blatt Papier in der Größe von nem Stück Toilettenpapier mit ein paar aufgedruckten Wörtern. Wenn ich da die schicken Plastikkarten von anderen sehe. Allerdings wurden gegen Ende meines Studiums auch neue Ausweise eingeführt - die gab es aber zunächst nur für bestimmte Studiengänge und später dann nur für die neuen Erstsemestler. Ich hatte bis zum Schluss diesen Papierfetzen und konnte lauter so Sachen wie bargeldloses bezahlen in der Mensa, elektronische Rückmeldungen, Einschreibungen oder abrufen von Klausurergebnissen nicht nutzen. Bezahlen durfte ich dennoch dafür.
Die anderen angesprochenen Sachen wie z.B. das man nur noch ein simples Blatt mit einer Immatrikulatonsbescheinigung bekommt und man den Rest selber kopieren muss oder der Wegfall der ausgefüllten Überweisungen sind natülich nur Lappalien. Davon ging bei mir die Welt nicht unter und die paar Cent Mehrausgaben hab ich verkraftet. Was mich nur an der Sache stört ist das es genau dann wegfiel und die Uni somit Geld gespart hat als wir zusätzlich 50 Euro für die Verwaltung abdrücken mussten. Das passt nicht zusammen. Hätten sie gesagt es fällt weg dafür gibts keine Erhöhung wärs okay gewesen. Oder wir zahlen die 50 Euro und der Service bleibt zumindest gleich. Aber hier zahlt man mit einem Schlag eutlich mehr und gleichzeit fallen ganz simple Sachen weg. Das hat mich so gestört.
Zum Semesterticekt... Klar, wer in einem Gebiet mit der entsprechenden Infrastruktur wohnt und wer es nutzen kann um auch privat neben der Uni durch die Gegend zu gondeln für den ist das Ticket schon ganz praktisch. Aber sobald man eben keinen Bahnhof im Ort hast, erst noch mit dem Bus fahren muss (und dafür extra zahlt) oder die Anschlüsse so ungünstig sind das man nur nach mehrmaligen Umsteigen und mit großem Umweg und Zeitverlust ans Ziel kommt dann ist das Ticket nutzlos. Ich brauch mehr als doppelt so lang als wenn ich das Auto nehmen würde. Und dann bin ich weder daheim noch in der WG und hätte in beiden Fällen noch den Bus nehmen müssen. Für Studenten in Erfurt oder Jena die an großen Knotenpunkten liegen ist es wirklich praktisch - aber Ilmenau ist Endhaltestelle. Sackgasse. Von dort gehts nur noch mit einer Traditionsdampflok zum Rennsteig weiter. Egal wo man hin will es geht nur in eine Richtung und man muss erst einmal bis zum nächsten Knoten nach Arnstadt oder Erfurt. Das Bahnticket für Ilmenau ist wirklich unsinnig. Da wäre mir das Busticket lieber gewesen. Du hast schon recht, Ilmenau ist überschaubar. Dennoch sind die Laufwege enorm. Wir hatten Anfangs sogar Vorlesungen in der Festhalle am anderen Ende der Stadt - da braucht man zu Fuss 30-45 Minuten bis zum Campus wenn man schnell läuft. Oder man denke an den Faraday Bau mitten in der Stadt. Dort finden einige Seminare/Vorlesungen statt - und wurde ja so schön gelegt das man nach jeder Veranstaltung zwischen den Gebäuden wechseln musste. Wär einfacher gewesen nur der Prof hätte die Gebäude gewechselt. Immerhin haben die extra Parkplätze. Für uns gibts keine. Die letzten wurden weggerissen um Platz für weitere Gebäude zu schaffen. Am Ende konnte man nur noch am Fusse des Berges auf dem Kaufland Dach parken und musste dann 15 Min den Berg hochsprinten. Luftlinie war es ja eigentlich ein paar Meter zum Campus - aber das Nadelöhr war der Bahnübergang und das große Naturschutzgebiet mit den ganzen Teichen. Ilmenau hat es in all den Jahren nicht geschafft eine kleine Fussgängerbrücke oder Bahnunterführung zu bauen. Dann könnte man in wenigen Minuten die Gebäude wechseln. Aber nein, die ganze Stadt wird von Bahngleisen einmal in der Mitte geteilt und es gibt nur zwei Möglichkeiten (an entgegengesetzten Stadtenden) diese zu überqueren. Wen wundert es also wenn die Studenten regelmäßig wild (und auch gefährlich) einfach quer über die 4-5 Gleise latschen. Man darf sich eben nicht erwischen lassen. Das kann doch aber nicht normal sein. Muss erst jemand überrollt werden bis sich das ändert? So klein Ilmenau auch ist aber aufgrund von ein paar Besonderheiten wäre ein Busticket ganz hilfreich gewesen.

Was die anderen Sachen betrifft... Wenn ich mit meinem Semesterbeitrag für die Mensa mitbezahle und sie aber nicht nutze und lieber an der Imbissbude nebenan etwas hole dann ist das mein Problem. Ich KÖNNTE ja die Mensa nutzen. Beim Semesterticket schaut es schon anders aus. Das KÖNNTE ich zwar auch nutzen aber den meisten Studenten nützt es nichts. Maximal wenn sie mal nach Erfurt zum shoppen wollen. Noch deutlicher wird es aber bei den Studentenwohnheimen auf dem Campus. Die bieten aktuell nur Platz für ca. 1/4 der Studenten. 3/4 der Studenten KANN DAS ANGEBOT ÜBERHAUPT NICHT nutzen - dennoch bezahlt er dafür. Wer dort einen Platz bekommt wohnt in perfekter Lage. Nur ein paar Meter Fussweg zu den Hörsälen, zur Mensa, Bibliothek Copyshop, Rechenzentrum, der Innenstadt - er benötigt weder Auto noch Bus und spart somit zusätzlich Zeit und Geld. Vor allem wenn man zwischendrin mal keine Vorlesung hat kann er fix heim ohne in Aufenthaltsräumen abhängen zu müssen. Wer auf dem Campus wohnt hat zudem Zugang zum Campus TV, dem Hochschulradio, dem Kino, kann Abends in die Clubs dort gehen und muss sich keine Gedanken machen wie er heim kommt, er hat für ein paar Euro Zugang zum extrem schnellen Internet (WLAN auf dem ganzen Gelände inklusive) und alle die ich kenne und die dort wohnen nutzen Internettelefonie und sparen sich auch noch den Telekomanschluss samt DLS und den ganzen Flatrates. Kurz: wer dort einen Platz ergattert hat nicht nur jede Menge Komfort sondern er spart auch noch Zeit und Geld. Und ZUSÄTZLICH werden diese Wohnungen auch noch über 3/4 der anderen Studenen mitfanziert und können somit den Glücklcihen günstiger angeboten werden obwohl 75% der Studenten nichts davon hat. Das hat nichts mit Solidarität zu tun. Denn die 25% Campusbewohner kommen bestimmt nicht alle aus finanziell schwachen Familien. Nein, da sind alle vertreten. Wenn der Semesterbeitrag in Projekte fliessen würde die allen etwas nützen (endlich mal neue Rechner im Rechenzentrum (in dem einen Praktikum wollte ich die Daten auf nem USB Stick mit heim nehmen - der Praktikumsleiter schaute mich ganz verständnislos an weil der Rechner nur ein 5,25" Laufwerk hatte!!!), ein paar Neuerscheinungen in der Bibliothek bzw. von ständig vergriffenen Werken ein paar zusätzliche Ausgaben, bessere Parkplätze damit man nicht mehr auf der Wiese parken muss und bei starkem Regen (wie in Ilemnau typisch) absäuft (hab dort schon ein Auto abgeschleppt weil es in einer der Baugruben durch die man fahren muss abgesoffen war)) dann würde ich nichts sagen. Aber hier fliesst das Geld einseitig und kommt nur einer bestimmten kleinen Gruppe zugute. Ok, das mit den Parkplätzen hat man inzwischen erledigt. Wurden neue gebaut. Richtig hübsch, neues Pflaster, befestigte Wege etc. Tja, nur leider ab sofort Gebührenplichtig. Ich bezahl Beiträge wovon die einen Parkplatz bauen und dann soll ich für die Benutzung jeden Tag zahlen? Resultat: der Parkplatz ist leer und die Studenten parken entweder weiter ausserhalb, oder auf dem Feld oder im Halteverbot. Bekam selbst schon genug Strafzettel weil ich aus Verzweiflung mal eben kurz im Halteverbot den Wagen abstellen musste. Sogar die Profs meiden den Parkplatz. Mein Betreuer bei der Diplomarbeit meinte das er sich das Geld spart obwohl er es sich leisten könnte. Von dem gesparten Geld kauft er dann lieber 1-2 mal im Monat einen Kasten Bier den er seinen Sportlern (er leitet dort die Handballtruppe) spendiert.

Oha, schon wieder so viel Text. Und ich mache besser Schluss sonst reg ich mich noch mehr auf. Kurz: mal abgesehen von Studiengebühren an denen man eh nicht viel rütteln kann ohne das der Kultusminister einspringt könnte man an der Uni viel verändern was das Leben dort deutlich vereinfachen würde. Es sind nur Kleinigkeiten die aber eine große Wirkung hätten. Und die Umsetzung wäre teilweise recht einfach. Vor allem könnten die Probleme alle innerhalb der Uni bzw. der Stadt geklärt werden - teils ganz unbürokratisch. Nur müsste man sich dafür mal einsetzen. Aber dazu hat scheinbar keiner Lust. Da rührt man sich nur wenn zu einer Großdemo aufgerufen wird und man schön abfeiern kann. Genau aus dem Grund hat sich meine Einstellungen zu solchen Protesten stark geändert. Ich hab jetzt natürlich nur für Ilmenau gesprochen aber ich wette es gibt an jeder Uni solche Kleinigkeiten die man vielleicht zuerst angehen sollte.

So, jetzt aber Schluss. Denke ich hab genug zu dem Thema gesagt. Sonst komm ich gar nciht mehr zum Adventure spielen. :)

Edit: Doch noch ein kleiner Nachtrag. Mein Betreuer der Studien- und Diplomarbeit sitzt auch in der E-Technik Prüfungskommision und hat mit der Umstellung von Diplom auf Bachelor/Master zu tun. Der hat kaum ein gutes Wort an der Sache gelassen. Hat natürlich auch ein paar Vorteile aber in seinen Augen wird das Studium abgewertet. Es nützt nichts wenn man den Studenten immer mehr Vorlesungen reinknallt und man sich nicht mehr richtig mit einer Sache beschäftigen kann. Noch schlimmer ist aber die Verlagerung von Fachwissen auf wirtschaftliche Sachen hin. Ich musste lediglich zwei Kurse Studium Generale, einen Englischkurs (mit Abi Englisch Leistungskurs aber kein Thema) sowie irgendein Fach aus dem Nichttechnischen Bereich belegen. Hab Patentrecht genommen und kam somit um BWL herum. Alle anderen Kurse waren reine Technikfächer - sowohl Grundlagen als auch E-Technik. Jetzt bei dem neuen System müssen mehr Fächer aus dem Wirtschaftsbereich belegt werden und dafür gibt es Abstriche beim eigentlichen E-Technikteil. Da läuft doch gehörig etwas schief, oder nicht? Wozu gibts den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt E-Technik? Bisher war es so das die reinen Techniker sich auch auf die Technik spezialisiert haben und nur ein paar Grundlagenvorlesungen über Wirtschaftlichkeit gehört haben. Und die Wirtschaftsingenieure hatten eben den Schwerpunkt auf Wirtschaft und haben den Technikbereich nur angekratzt. Teils hatten sie zwar die gleichen Vorlesungen aber für die Prüfungen galten deutlich niedrigere Anforderungen. Zum Besipiel hatten die für ihre Studienarbeit 3 Monate mehr Zeit und mussten diese nicht mündlich Verteidigen sondern einfach nur abgeben - obwohl man gerade bei jemanden aus dem Wirtschaftsbereich erwartet das er später im Berufsleben des öfteren Vorträge hält oder Konzepte vortragen muss. Mit dem neuen Master System dagegen verlieren (zumindest hier bei uns) die Technikstudiengänge an Qualität. Keine schöne Entwicklung.
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Re: Studentenproteste

Beitrag von JohnLemon »

@ countjabberwock:
1723 Wörter... :shock: Himmel! Der gefühlt üppigste Post des AT-Forums. Ich glaub', ich geh' mal noch ein paar posts von max durchzählen. :P :wink:

Edit: Oops - Dein Post von gestern hatte 2019 Wörter. Ich glaube, ich werde Dir gegenüber so etwas wie ... Ehrfurcht entwickeln. O:)
Nur weil etwas Fakt ist, muss es ja nicht stimmen. (Christoph Sieber)
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Re: Studentenproteste

Beitrag von subbitus »

Eigentlich fast schon tragisch, dass trotz dieses Fabelrekords wohl kaum jemand diesen Beitrag würdigen wird, in dem er ihn durchliest... ;-)

Die Studentenproteste haben es mittlerweile zumindest schonmal an die erste Stelle von spiegel online geschafft:
http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 71,00.html
Sherman Bragbone - A Cupful of Trouble
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Re: Studentenproteste

Beitrag von MarTenG »

JohnLemon hat geschrieben:Edit: Oops - Dein Post von gestern hatte 2019 Wörter. Ich glaube, ich werde Dir gegenüber so etwas wie ... Ehrfurcht entwickeln. O:)
Ich bin mir nicht sicher woran es liegt, aber irgendwie habe ich zuerst Ehrfrucht gelesen :roll: :wink:
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Re: Studentenproteste

Beitrag von Nomadenseele »

Rech hat geschrieben:
Das uninteressierte Pack das den Scheiß ohne zu Mucken mitmacht und bei Protesten aus Angst "Fehlstunden" zu erhalten nicht mitmacht. Das an vielen Unis die Profs (so auch bei uns) die Demonstrationen unterstützen und in den entsprechenden Veranstaltungen die Listen "vergessen" wissen die gar nicht, klar woher auch, z.B. sind AstA Zeitschriften ja absoluter Müll....
Ich weiß noch wie schlimm die Zustände damals waren, ich bin zweimal zu spät gekommen und mir ist jemand entgegengetürzt als ich die Tür aufmachte, weil der Raum so überfüllt war. derjenige meinte dann, sowas wäre in Frankreich (er ist Franzose) nie möglich. Ich habe schon so oft demonstriert, sei es gegen die Einführung der Studiengebühren in Hessen, sei es gegen die Zensur im Internet - es hat nie was genützt, war nur Zeitverschwendung. Inzwischen zahle ich an der Fernuni für mein Studium und fühle mich deutlich besser ;-) .

Demonstrieren werde ich nicht mehr, bei Protesten für mehr Studienmittel bekamm die Unibibilothek in Frankfurt gerade 10.000 Euro mehr.

Überings find eich Asta-Zeitungen gut ;-) .
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Re: Studentenproteste

Beitrag von DasJan »

Zur Verwendung der Studiengebühren: Zumindest in Bonn kann man sich ganz gut drüber informieren, was mit dem Geld passiert (z.B. hier oder hier), und ich finde, dass da durchaus sinnvolle Sachen bei sind.

Das Jan
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Re: Studentenproteste

Beitrag von countjabberwock »

DasJan hat geschrieben:Zur Verwendung der Studiengebühren: Zumindest in Bonn kann man sich ganz gut drüber informieren, was mit dem Geld passiert (z.B. hier oder hier), und ich finde, dass da durchaus sinnvolle Sachen bei sind.

Das Jan
Nette Listen. Einige Posten darauf sind wirklich sehr sinnvoll. Schön das auch die Kultur nicht zu kurz kommt. Allerdings werden all die Dinge über die 500 Euro Studiengebühren finanziert. In meine beiden Posts dagegen ging es nicht um den Verwendungszweck der Studiengebühren sondern um den Semesterbeitrag (!) - oder wie es in Bonn heisst: Sozialbeitrag. Das sind zwei vollkommen andere Dinge.

Die Listen sind ja recht lang und einige Dinge wie die Errichtung eines neuen Hörsaals sind nicht ganz ohne. Bleibt da wirklich für alle Punkte Geld übrig? Naja, das Aufstellen solcher Listen ist ja auch nur eine Sache - die tatsächliche Verwendung und Abrechnung der Gelder eine andere. ;) Aber dafür gibt es ja auch gleich den Link zum Rechenschaftsbericht des Rektorats. Gleich mal anschauen...

Was haben wir denn da? Knapp 20,5 Mio Euro Einnahmen über die 500 Euro Semestergebühren (oder 1000 Euro Jahresgebühr - ist ja eine jährliche Abrechnung) im Jahre 2008. Nicht übel. Wieviele Studenten hat die Uni denn? Gibt doch bestimmt auch ein paar Statistiken auf der Homepage der Uni. Vielleicht der Pressestelle oder so. Ich such gleich mal danach... Jawohl, die gibt es. Sieh an. 2008 waren es fast 28.000 Studenten. Nicht schlecht. Das sind ja 28 Mio an Studiengebühren! Moment....da stimmt doch etwas nicht. Da fehlen ja 7,5 Mio Euro im Rechenschaftsbericht. Gelder wie z.B. die gute halbe Mio Euro welche die 3800 ausländischen Studenten zusätzlich noch in den Pott werfen müssen (da sie ja besondere Betreuung benötigen) noch nicht einmal mitgerechnet. Sicherlich ein Rundungsfehler. Ein Schelm, wer.... ;) Egal. Was kümmerts die Studenten wo 1/4 ihrer Gebühren geblieben sind. :D

Wie hoch ist eigentlich der Semesterbeitrag in Bonn? Laut der Gebührenseite beträgt der Sozialbeitrag 212 Euro pro Semester. Davon gehen 145 Euro an die Studentenschaft. Diese 145 Euro sind bis ins kleinste aufgeschlüsselt. Sogar die 10 Cent für den Hilfsfond der in Not geratenen Studenten ist dort aufgeführt. Wahnsinn. Da kommen ja ca. 5600 Euro im Jahr zusammen. Dumm halt nur wenn von den 28.000 Studenten mehr als drei Leute pro Jahr in Not geraten. Dann wirds etwas eng. Aber zurück zum Sozialbeitrag. Die Zusammensetzung der 145 Euro sind wie gesagt exakt aufgelistet (132 Euro davon nur für das Semester/NRW Ticket? Bekommt da jeder nen Chauffeur?). Leider wird nirgends - in keiner Gebührenordnung oder auf der Seite der Studentenschaft - erwähnt was mit der Differenz von 67 Euro (212 Euro Sozialbeitrag - 145 Euro Beitrag Studentenschaft = 67 Euro Rest) passiert. Bei 28k Studenten immerhin 3,75 Mio Euro im Jahr. Egal. Wenn es schon nicht interessiert wo die 7,5 Mio hin sind dann erst recht nicht die popeligen 3,75 Mio.

Wenn ich das also richtig mitbekommen habe dann zahlt ein teutscher Student (Ausländer natürlich mehr) 1424 Euro pro Jahr an Semestergebühren/Sozialbeiträgen, wovon allerdings der Verbleib von 335 Euro (23,5%) ungeklärt ist. Also ich versteh beim besten Willen nicht weshalb die Studenten dort auf die Straße gehen. :twisted:
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Sternchen
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Re: Studentenproteste

Beitrag von Sternchen »

Beowulf hat geschrieben:Nun, man darf sich halt nicht alles gefallen lassen. Die Studenten müssen das tun was in ihren Möglichkeiten steht. Es darf nicht immer nur die Wirtschaft im Vordergrund stehen. Dass es in manchen Ländern noch schlimmer zugeht darf kein Grund sein nicht zu protestieren.

Es ist wichtig, die Diskussion wieder zu entfachen, dass jetzt trotz Studiengebühren die Studenten nicht mehr Leistung bekommen, sondern eher noch mehr unter Druck gesetzt werden und sich mit unausgegorenen Lehrplänen rumschlagen müssen.

Richtig um mich kurz zu halten, finde die Proteste berechtigt..
Mein Freund will zb zükünfig Bio studieren und ungelogen die Kosten pro Semester, finde ich sind Horrorpreise:490€ pro Semester. :shock:
Das heißt ohne einen Kredit für Studenten ist das nicht mal machbar für ihn, so was gehört auf ein vernünftiges Maß rezudiert.
Studieren sollte nicht nur für wohlbetuchte erschwinglich sein, sondern für jeden!
Zumal gibts ja hier wohl den Streit in Wien, um nicht genug vorhandene Studienplätze.
Ich finde jeder Student muss Anspruch auf einen Studienplatz haben, und es muss für jeden leistbar sein.
Das scheint wohl aber alles nur in der Therorie glatt ab zu laufen, die Realität sieht anders aus, sonst gäbe es kaum diese Proteste überall..und ich hoffe es ändert sich noch..
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.


Menschen und Dinge verlangen verschiedene Perspektiven. Es gibt manche, die man aus der Nähe sehen muß, um sie richtig zu beurteilen, und andere, die man nie richtiger beurteilt, als wenn man sie aus der Ferne sieht.

Zitat von François VI. Herzog de La Rochefoucauld
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