Taxi-Markus hat geschrieben:
Frage:
Wieso habe ich dann noch keinen Blutrausch bekommen?
.
Na ja...vielleicht findest du es einfach, trotz deiner schlechten Erfahrungen, falsch, mit der Schrotflinte in der Fussgängerzone Amok zu laufen. Kann ja sein, dass gewisse Menschen mit einer stabilen Moral zur Welt kommen...und andere eben nicht.
Deine Erfahrungen in der Schulzeit haben mich ziemlich betroffen gemacht. Ich kenne das...war aber eher bei den Mobbern. Bei mir waren es eher eigene Minderwertigkeitskomplexe, die ich damit abreagiert habe. ( Was mir damals natürlich nicht so klar war wie heute ).
Also wenn es was gäbe, was ich in meinem Leben rückgängig machen wollte, so wäre es mein Verhalten in gewissen Phasen meiner Schulzeit. Aber leider ist es jetzt zu spät...
Das mag jetzt etwas widersprüchlich klingen, aber eigentlich haben mich planungstechnische Probleme abgehalten; oder genauer gesagt, mein Kampfgeist hat mir den Selbstmord verboten, also hätte es eine Lösung sein müssen nach dem Motto "Ultimative Rache ja, Selbstmord/"Bleivergiftung" nein, Knast/Psychatrie auch nein", was voller logischer Widersprüche steckt.
Meine Ansprüche waren also etwas zu groß.
Ach ja, Heavy Metal höre ich auch gerne; allerdings nicht ausschließlich und eher die klassischen Metaller.
Ein Tag ohne Rülpsen ist wie ein Tag ohne Sonnenschein
Hass vergiftet einem das ganze Leben. Was ich bestürzend finde ist, dass die Notbremsen, die es gibt, um sich davon zu befreien, bzw. die Energie, sie zu ziehen, einem Amokläufer einfach nicht zugänglich zu sein scheinen. Im Prinzip müsste man sich ja nur in eine "ruhige Ecke flüchten" und die Ursachen für seine eigene Agression erkennen und die Weichen dafür manipulieren bzw. anders stellen, oder diesen Ursachen entgehen, um wieder inneren Frieden zu finden.
Das es Amokläufern lieber ist bzw. einfacher erscheint, die vermeintlichen oder sogar realen Verursacher ihres Stresses und Hasses zu killen, statt sich solch rettenden Schritten auszusetzen, läßt ahnen, dass sie damit bereits vollkommen überfordert sind? Vielleicht finden sie auch niemals eine ruhige Ecke.
Ich gehe davon aus, dass jeder Amokläufer seelisch gesehen eine Art übergelaufenes Fass darstellt, welches mit der Zeit immer schwerer geworden ist an schlechten Erfahrungen, die immer ins selbe, gehasste Muster passen. In diesem Fass schwimmt irgendwann so viel an Gift herum, dass das Fass nicht mehr beweglich ist sondern entweder zerfressen wird oder einfach explodiert, bewegen läßt es sich ohne Gefahr jedenfalls zwischendurch irgendwann nicht mehr.
Das was bei der Sache fehlt, ist ein Ventil als Giftabscheider. Ich glaube, dass viele der Amokschützen in brutalen Spielen nach einem Ventil als Hilfe greifen wollten, das bei ihnen aber vermutlich kaum Wirkung hatte, da Spiele dafür viel zu virtuell sind, stetig wiederholbar, ohne auswrkung, nur bloße Pixel.
Um es krass auszudrücken, ein Spiel ist in dieser Beziehung ungefähr so relevant für den Hassab- oder aufbau wie eine Gummipuppe für jemand, der sich eine zärtliche Freundin wünscht.
Laß mich den Aberglauben eines Volkes schaffen, und mir ist es gleich, wer ihm seine Gesetze oder seine Lieder gibt.
In meiner schlimmsten Schulzeit pflegte ich mich an Test Drive II abzureagieren.
Platoon (zumindest Level 2 kommt einem Ego-Shooter sehr nahe...)spielte ich auch ganz gern, Wings, Silent Service II, Sherman M4, Advanced Destroyer Simulator...
Aber auch haufenweise Adventures, bloß sind diese nicht wirklich zum Abreagieren geeignet, solange man sie nicht geknackt hat...
ich denke heute, mein Problem war meine bewußt klassenlose, Erziehung; andernfalls hätte ich mich viel eher und entschiedener wehren können, bevor die Lehrerroboter einen zum Kitt der Klassengemeinschaft küren.
Meiner Meinung nach ist ein Amokläufer schlicht "auf Reserve" mit seiner Kraft und versucht, in einem allerletztem Aufflackern, soviele wie möglich, mitzunehmen; quasi wie am Showdown von Rambo III, bloß ohne Happyend.
Zuletzt geändert von Taxi-Markus am 06.05.2007, 01:40, insgesamt 1-mal geändert.
Ein Tag ohne Rülpsen ist wie ein Tag ohne Sonnenschein
Hexenjohanna hat geschrieben:Ich glaube, dass viele der Amokschützen in brutalen Spielen nach einem Ventil als Hilfe greifen wollten
An dieser Stelle frage ich mich, wie viele Amokschützen diesen Klischees es eigentlich überhaupt gibt. Kann man überhaupt von vielen reden?
Ich beziehe mich jetzt mal speziell auf die "Schulamokläufer":
Dabei kann ich mir schon vorstellen, dass man seinen Hass auf spezielle Menschen projeziert. Wenn man sich zurückzieht, fragt man sich vielleicht, warum die anderen einen einfach nicht leiden können und so weiter. Je nach "Gegner" hat man vielleicht nur wenige Möglichkeiten. Das Mob-Interesse auf andere zu lenken, Selbsthass oder Hass auf eben die, die einem so zusetzen.
Zu mir und Shootern kann ich noch anmerken, dass sie mir nie zum Abreagieren gedient haben. Gerade wenn ich gegen Freunde gespielt habe, war es tatsächlich ausschließlich eine Art Sport, Kräftemessen. Abreagiert habe ich mich, wenn etwas scheiße lief damit, dass ich meine Tastatur verprügelt habe.
„Es müsste immer Musik da sein, bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo's am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“ (Floyd, Absolute Giganten)
Bei mir haben Shooter und Kriegsspiele nicht primär zum Abreagieren gedient, das konnte ich auch mit Giana Sisters; es kam darauf an, welches mir gerade besonders gefiel.
Unabhängig davon, wieviel Zoff ich mal wieder hatte.
Zu Zweit spielen ist meiner Meinung nach total ungeeignet zum Abreagieren.
Der Witz ist doch, wieviele Klischees ich erfülle mit einem realem Bodycount von null.
Ein Tag ohne Rülpsen ist wie ein Tag ohne Sonnenschein
Taxi-Markus hat geschrieben:
Der Witz ist doch, wieviele Klischees ich erfülle mit einem realem Bodycount von null.
Das reicht vermutlich irgendwann nicht mehr, allerdings glaube ich auch nicht, dass es den Typen denen ein Aggroaufbau durch Spiele nachgesagt wurde, darauf primär ankam, bei den anderen final etwas vorzuweisen zu haben.
Einigen vielleicht, weil sie vorher schon gern mit Waffen herumgepost haben und "den Harten raushängen liessen", was für mich von der Problematik her nichts mit Computerspielen zu tun hat, denn da ist ja schon vorher was schiefgelaufen wenn man Sicherheit, Macht und Einfluss auf seine Umwelt mit einer echten Waffe assoziiert.
Laß mich den Aberglauben eines Volkes schaffen, und mir ist es gleich, wer ihm seine Gesetze oder seine Lieder gibt.
DieFüchsin hat geschrieben:Es heißt ja nicht, dass gleich jeder Zocker und Sportschütze, der gemobbt wird/wurde, Amok läuft. Die wahrscheinlichkeit ist aber sicher höher.
Selbst das würde ich nicht so sagen. Bei einem Sportschützen ist vielleicht die Waffenbeschaffung einfacher und die Handhabung bekannt, was die Durchführung vereinfacht. Aber ich glaube, dass das Schießen auf eine Zielscheibe und der damit verbundene sportliche Wetteifer, öfter ins Schwarze zu treffen als der Rest auch hinreichend unterschiedlich vom Schießen auf Menschen ist. Allerdings weiß ich auch nicht, wie es in diesen Vereinen genau abläuft, vielleicht wird ja schon in Hinterzimmern mit Pappmenschen geübt? Wäre zumindest ein interessanter Bericht für's Fernsehen... Wobei, wahrscheinlich doch nicht, weil keine Killerspiele dabei sind.
Vielleicht sollte man mal eine Statistik mit allen Amokläufen der letzten 20 Jahre aufstellen, um zu sehen, wie viele dabei Sportschützen, "Killerspieler", Mobbingopfer oder eifersüchtige (Ex-)Ehemänner / Freunde waren.
Die einzige Aussage, die mir spontan einfällt, die ich unterstützen würde: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann einen Amoklauf verübt, ist deutlich höher. Auch ein Punkt, den man mal erörtern könnte.
„Es müsste immer Musik da sein, bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo's am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“ (Floyd, Absolute Giganten)
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann einen Amoklauf verübt, ist deutlich höher. Auch ein Punkt, den man mal erörtern könnte.
Was diesen Punkt betrifft, glaube ich, daß Männer einfach eine andere Hemmschwelle besitzen als Frauen. Der Urinstinkt im Manne ist noch immer das Jagen oder das Anführen seiner Gruppe. Bei uns Frauen ist es der geheime Mutterinstinkt, das Beschützenwollen. Daher beschränken sich unsere Amokläufe eher auf das Hysterisch-verbale.
Ein "normaler" Mensch, der mit sich und seiner Umwelt im Einklang ist, würde sicher auch nie zu einem Amoklauf imstande sein. Eine gefestigte Person können auch weder brutale Spiele noch Actionfilme oder dergleichen negativ beeinflussen.
Meist sind es Menschen, die ihren Frust und Hass auf Gott und die Welt, auf Alles und Jeden nicht in ihrem eigenen Unvermögen suchen, und glauben, mit diesem rambomässigen Gewaltakt den andern etwas beweisen zu können. Teils ist es genetisch bedingt, wie weit ein Mensch geht, teils eine Frage der Erziehung (bzw. Bildung) und ein guter Teil: seines Umfelds. Na ja, so lautet meine Meinung zu dem Thema - aber gottseidank bin ich kein Psychiater!!!
Testosteron ist Aggressionsfördernd. So einfach ist das.
Wenn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nichts weiter sind als verlorene Ideen aus einer anderen Ära,
etwa wie Boote auf einem ausgetrockneten See, dann ist die Beendigung eines Prozesses nie zu definieren.
Mic, wie schöööön. Das ist eben der gepriesene Unterschied. Sollte eigentlich umgekehrt sein: "Viel Lärm um nix" (Frauen), "wenig Lärm um viel ..." (Määääännnnnner!)
„Es müsste immer Musik da sein, bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo's am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“ (Floyd, Absolute Giganten)
Lisa hat geschrieben:Was diesen Punkt betrifft, glaube ich, daß Männer einfach eine andere Hemmschwelle besitzen als Frauen. Der Urinstinkt im Manne ist noch immer das Jagen oder das Anführen seiner Gruppe. Bei uns Frauen ist es der geheime Mutterinstinkt, das Beschützenwollen.
Ich glaub das äußert sich einfach anders.
Nicht daß das ein Maßstab sein soll, aber als es mir mal einen ganze Weile lang sehr schlecht ging, hab ich das immer nur an mir selber ausgelassen - auf die Idee, irgendwen anderen zu verletzen, wär ich nie gekommen.
Natürlich ist das individuell auch noch sehr verschieden, aber ich denke schon dass Männer generell eher anderen die Schuld für einen unangenehmen Zustand geben, und Frauen die Schuld eher bei sich selbst suchen.
"Often we pretend not to care when we care the most.
People can behave in very strange ways, despite their own feelings."