Habe gerade mit Interesse diesen Thread quergelesen. Auch wenn ich nicht 100%ig nachvollziehen kann, wo genau das Problem liegt, glaube ich daß ganz fundamental ein Missverständnis bezüglich des Aufbaus eines Beweises vorliegt, zumindestens verstehe ich daß so in den Ausführungen zu den "äquivalenten Beweisen" und der daraus gefolgerten "Antinomie" bzw. "Paradox".
Ganz grundsätzlich ist ein Beweis durch Widerspruch in der Mathematik folgendermaßen aufgebaut (und ja, es gibt den Zweig der konstruktiven Mathematik, daß spielt hier aber keine Rolle):
Man nehme an, man will "A" beweisen. Stattdessen beweist man aber
"not A => False"
Warum ist das äquivalent zu "A" ist wahr? Kann einfach mit logisch (äquivalenten!) Umformungen herleiten:
"not A => False"
gdw. (not (not A)) OR False
gdw. A or False
gdw. A or (not (not False))
gdw. A or (not True)
gdw. A <= True
True => A ist offensichtlich daß gleiche wie A, denn True => A gdw. (not True) or A gdw. False or A gdw. A.
Doch, natürlich. Wenn aus einem Beweis ein Widerspruch folgt, dann muss aus einem äquivalenten Beweis auch ein Widerspruch folgen.
Aus Deinem "Beweis", oder aus Deinen Aussagen dazu lese ich, daß Du meinst, daß man aus "not A" zwangsläufig immer einen Widerspruch herleiten (also False herleiten) muss. Und wenn man aus "not A" dann "true" herleitet, dann hat man zwei unterschiedliche Beweise die unterschiedliches aussagen und daher so eine "Antinomie", also ist die Theorie widersprüchlich. Schauen wir mal, was also "not A => True" tatsächlich bedeutet:
"not A => True"
gdw. (not (not A)) or True
gdw. A or True
gdw. A or (not (not True)
gdw. A or (not False)
gdw. False => A
Aber wie schon DasJan erwähnte, kann man aus False alles folgern. Das ist also natürlich eine wahre Aussage. Also kann man natürlich aus "not A" auch True herleiten. Das sagt dann aber nun mal gar nichts darüber aus, ob A stimmt oder nicht. Es ist ein kein Beweis, für A, aber es ist auch kein Beweis für nicht A. Was hier mit "äquivalenter Beweis" bezeichnet wurde, ist also Nonsens. Also z.B. ein Satz a la aus "0 = 1" folgt X. Ob X dann stimmt oder nicht, kann man nicht sagen. Denn aus "0=1" kann man halt z.B. mit Multiplikation von 0 die Aussage "0 = 0" (stimmt) herleiten, aber gleichzeitig auch z.B. mit Addition von 1 die Aussage "1 = 2" herleiten (stimmt nicht).
Wenn Du wirklich einen Widerspruch (also einen Widerspruch in der Theorie selbst, eine Antinomie) zeigen möchtest, müsstest Du zeigen, daß gleichzeitig A bewiesen und nicht A bewiesen werden kann. Das also gleichzeitig A und nicht A gelten. Was müsste man dazu zusätzlich beweisen? Nun nicht A. Das ist das gleiche wie "True => not A".
Das ist aber etwas völlig anderes als "not A => True", auf das Du in deinem Beweis anspielst.
Man kann "True => not A" auch wieder umformen:
True => not A
gdw. (not True) or (not A)
gdw. False or (not A)
gdw. A => False
d.h. man müsste aus A einen Widerspruch ableiten.
Jetzt bezüglich Widerspruchlichkeit diverser Mengenlehren: Das hat zunächst mal damit nichts zu tun. Denn setzt man die Axiome der üblichen naiven Mengenlehre (ZFC) voraus, dann gilt der Satz. Und zwar definitiv, und erzeugt keinen Widerspruch.
Natürlich kann man die Axiome ändern. Und vielleicht gibt es irgendeine bizarre Axiomatisierung einer Mengenlehre (z.B. eine Axiomatisierung, die die Unendlichkeit von Mengen ausschließt, aber dort hätte man dann entweder eine sehr sehr komische Vorstellung von "allen Programmen", denn das könnten dann ja nur endlich viele sein, oder man könnte das Halteproblem nicht ausdrücken), in der das Halteproblem lösbar ist.
Und interessanterweise gilt die Unentscheidbarkeit des Halteproblem nun mal auch in den bekannten Alternativen zur Mengenlehre, also z.B. type theory.
Also es ist zu unterscheiden: Akzeptiert man Mengenlehre grundsätzlich nicht und damit auch keine Sätze die widerspruchsfrei(!) anhand der Axiome hergeleitet werden können (ok, ist ein, wenn auch etwas komischer Standpunkt) oder akzeptiert man die Axiome aber ist sich über entstehende Widersprüche nicht im Klaren (für ZFC: bisher keine gefunden). Aus Deinem "äquivalenten" Beweis läßt sich aber kein Widerspruch herleiten.