Ah, da schaut man mal ein paar Tage nicht ins Forum, und schon läuft eine interessante Debatte.
Die Idee der Kreationisten, die Evolutionslehre ersetzen zu wollen, beruht - nett formuliert - auf einem Missverständnis in der Fragestellung:
Die Biologen wollen erfahren, nach welchen Muster die Arten entstanden sind und wie die Entwicklungslinien zusammenhängen.
Der 1.Schöpfungserzählung in der Bibel geht es hingegen vor allem darum, warum die Erde geschaffen wurde und wie sich Schöpfung zu Gott und Mensch und der Mensch zu Gott und Schöpfung verhalten.
Oder kurz und gut:
Die Naturwissenschaft will erklären,
wie die Welt, die wir vorfinden, aufgebaut ist. Über einen Gott kann und will sie nichts aussagen.
Der Glaube will erklären,
warum die die Welt, die wir vorfinden, so aufgebaut ist. Die 1. Schöpfungserzählung will sich nicht zu der Artenvielfalt äußern: Die Tierwelt wird in der Bibel gerade mal in Vögel, Landtiere und Meerestiere differenziert.
Sie setzt sich vom babylonischen Schöpfungsmythos Enuma Elisch ab, nach dem die Welt durch allerlei Götterkriege und Morden entstanden sei. Es ist eine Religionskritik an einer Vielgötterreligion, die für alles einen Gott hatte.
Wie erfrischend: in der Bibel ordnet Gott das Chaos, oder er schafft die Dinge aus dem Nichts. Von allem diesem ist nichts göttlich, und nichts und niemand wohnt eine spezielle Kraft inne - auch die Gestirne kommen deshalb mit ihrer Erschaffung am fünften Tage schlecht weg, die spielten als Götter bei den Babyloniern eine wichtige Rolle.
(Die Babylonier sind übrigens die Erfinder der Horoskope...
).
Vielmehr wird der Mensch zum Herrscher über die Schöpfung gesetzt und darf sich ihrer nach Lust und Laune bedienen, ist aber gleichzeitig in die Verantwortung ihr gegenüber gerufen. Fortschritts- und Ökologiegedanke. Eine ganze Menge für einen so kurzen Text.
Die 1. Schöpfungserzählung widerspricht übrigens in einigen Details der 2. Schöpfungserzählung (Adam-und-Eva-Geschichte, die ganz andere Fragestellungen verfolgt). Schon allein damit sollten die Fundis und die Kreationisten merken, dass es nicht das Anliegen der biblischen Autoren war, ihren Schriften ein frommes Biologiebuch voranzustellen, sondern ihr Anliegen ein ganz anderes war...
Daher sind die Kreationisten auf einem ziemlichen Holzweg. Zu der Debatte, wie und ob Quallen und Höckertiere miteinander zusammenhängen, tragen sie nichts bei. Daher können sie gar nicht als Wissenschaft anerkannt werden, denn die Frage, ob es einen Gott gibt, ist nicht Gegenstand naturwissenschaftlicher Betrachtungen.
Es ist übrigens aus dem Grund genauso Quatsch, aus dem Bejahen der Evolutionstheorie die Nichtexistenz Gottes abzuleiten.
Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun.
Selbst wenn ich die Evolutionstheorie an ihren Schwachstellen kritisiere, kann ich nicht einfach stets den
deus ex machina bedienen, wie khrismuc schon gesagt hat.
Ein Beispiel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein so hochkomplexes Organ wie das Auge einfach durch allmähliche Veränderung entstanden sein könnte. Wie soll das gehen? Kleine Veränderungen, dass ein Tier über einen bestimmten Zeitraum z.B. längere Beine bekommt und dadurch seine Bewegungsablauf ändert - ok. Aber so etwas wie das Auge? Gab ein Vorauge? Kann sich ein Gehirn einfach von einer Generation auf die nächste darauf nicht nur darauf einstellen, dass ein Organ Lichtsignale empfängt, sondern diese auch einordnen und verarbeiten?
Ehrlich, mir fehlt da die Phantasie.
Aber wenn ich sage, Gott hat es so gefallen, dann mag das zwar richtig sein und mir auf theologischer Ebene erklären, warum ich zwei Augen habe, allerdings weiß ich immer noch nicht,
wie ich evolutionsgeschichtlich zu diesen gekommen bin. Durch Supermutation? Wie sieht so etwas aus? Das zu erklären ist aber Aufgabe der Biologen.