Jochen hat geschrieben: ↑28.11.2017, 22:27
Adventure scheinen langsam wieder zu sterben.
Nicht nur langsam und nicht erst jetzt. Und da gibt es mehrere Faktoren für. Sowohl innere als äußere.
Der erste große Fehler ist die seit etwa 5 Jahren von Medien und Entwicklern betriebene und forcierte Aufweichung der Bezeichnung 'Adventure Game'. Eine kleine aber stabile Kundschaft, von der man zumindest in Deutschland leben konnte, wurde mit Titeln unter dem Label 'Adventure' verprellt, die entweder vom Gameplay nichts mit einem Adventure zu tun haben oder aber spielerisch keine Herausforderung darstellen oder, und das sind die schlimmsten Beispiele, beides zusammen.
Der zweite große Fehler der Entwickler war es, zu glauben, dass nur weil Telltale mit ihren interaktiven Filmen und Actionspielchen mit homöopathischen Adventureanteilen, eine ganze Zeit, und wenn man die News der letzten Wochen so liest, wohl nicht mehr, viel Geld gemacht haben, dass man das auch schafft.
Ich denke, man konnte, wenn ein Titel qualitativ hochwertig produziert wurde und eben ein Adventure war, zumindest davon leben. Okay, ne AG und die Aktionäre wollen halt Wachstum. Aber, wie gesagt, man konnte davon leben.
Der dritte Grund, warum nun auch richtige Adventurespiele quasi abgestraft werden. Menschen gewöhnen sich an Dinge und wenn mir jemand 5X ans Bein pinkelt, glaube ich dem 6. nicht mehr. Es muss also erst wieder Vertrauen wachsen, damit die Enttäuschungen der letzten Jahre wieder ausgebügelt werden.
Der vierte Grund sind Lets Plays. Gerade dramaturgische Spiele mit wenig oder promitiven Gameplay, Casualstyle etc., haben keinen Wiederspielwert und man kann sie quasi auch einfach bei Youtube anschauen, ohne etwas zu verpassen. Viele Spiele kauft man schon deswegen nicht, weil einem klar wird. "Bin ich froh, dass ich das nicht gekauft habe."
Es zeigt sich, dass so Spiele wie Gibbous - A Cthulhu Adventure, einfach etwas haben, das heute noch fasziniert. Auch TW von Ron Gilbert wäre bei deutschen Lohnverhältnissen ein Erfolg gewesen. Die Frage ist immer, was man verdienen will.
Adventures sind wirklich tot. Und die Kurzsichtige Aufweichung des Begriffs, in der Hoffnung, weiter darüber bzw. über etwas mit dem Namen berichten zu können, rächt sich jetzt. Denn auch der Trend bei den "dramaturgischen" Explorationsgedöns scheint zumindest wirtschaftlich rückläufig. Dafür hat man ein Genre bzw. dessen Bezeichnung geopfert, die jetzt nur noch ein Label ist, was Du auf jede Spielpackung pappen kannst.
Aber sind wir mal gespannt, ob das aufgeht:
http://steamspy.com/app/581300
Ein klassisches Black Mirror, wäre ein Hit geworden. Besonders nach der langen Zeit. Und da gab es nicht nur deutsche Fans. Wieder son Fall mit Ansage, Ihr werdet es sehen.
Gerade bei BM ist doch dieses langsame durch düstere ecken Gehen, diese murmelig gruselige Stimmung der Reiz gewesen. Gerade hier sind Adventures sehr stark und wirken meines Erachtens besser als jedes AAA Spiel. Ich möchte nicht an jeder Ecke einen Geist anklicken oder mir Zettel durchlesen. Das macht man ja im echten leben auch nicht. Geh mal in eine Ruine. Da hingt nicht an jeder Ecke eine Botschaft, die dramaturgisch zusammengehört. Mal ein Zettelchen, okay. Ich will aber spielen und nicht explorieren. Ich will Kopfnüsse, ich will keine Puzzlespiele. Ich brauche auch die guten alten Kombirätsel. Ich will keine Wackelkamera und ständig eingeschnittene Sequenzen.