Re: Halteproblem
Verfasst: 23.07.2010, 17:20
Er hätte aber sicher eine Menge Spaß damit gehabt...
Natürlich bringen sie mich zum Grübeln!elevar hat geschrieben:Dass dich selbst Autoritäten wie Cantor oder gar Jan nicht zum zweifeln oder auch nur grübeln bringen, zeugt von beeindruckendem Selbstvertrauen
Cantor hat die naive Mengenlehre benutzt. Als die Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre entwickelt wurde, war dieser wohl schon tot. Das Aussonderungsaxiom soll gerade die Paradoxien vermeiden, die bei der naiven Mengenlehre eben nun mal entstehen.DasJan hat geschrieben:Streng genommen muss das nicht bewiesen werden, das ist naemlich genau die Aussage vom Aussonderungsaxiom.
Aber meiner Meinung nach enthält die Definition von A eine "unzulässige Referenz" auf f(x). Das "Prädikat", welches bestimmt, welche x der Menge A zugehörig sind, ist zweistellig, also trifft das Aussonderungsaxiom (wenn man dieses denn nun unbedingt benutzen möchte) darüber keine Aussagen. Zusätzlich dazu ist einer der Eingabewerte des zweistelligen Prädikats die Abbildung selber, die bestimmt, ob das Prädikat denn nun zutrifft oder nicht. Wirkt auf mich wie ein Zirkelschluss.Aber ich will versuchen, es dir plausibel zu machen: A = {x Element von X | x kein Element von f(x)} ist eine Teilmenge von X. Vielleicht die leere, vielleicht nicht die leere. Aber es ist auf jeden Fall eine Teilmenge von X. Und weil P(X) alle Teilmengen von X enthaelt, enthaelt P(X) insbesondere auch A.
Ich lasse mir da kein falsches Dilemma aufzwängen!1. Millionen von Mathestudenten, die das in ihrem Studium mal gesehen haben, und alle Mathematik-Professoren auf der Welt haben den Beweis faelschlicherweise fuer korrekt gehalten.
2. Der Beweis ist korrekt.
Gibst du wenigstens zu, das Moeglichkeit 2 die wahrscheinlichere ist?
Auch Cantor hat sich mit Sicherheit mal geirrt. In dieser Sache aber nicht, das waere inzwischen jemandem aufgefallen.Beowulf hat geschrieben:Oder meinst du, man solle von gewissen "Autoritäten" alles unbesehen glauben?
Lass mich meine These anders formulieren. Es gibt zwei Moeglichkeiten:Beowulf hat geschrieben:Ich lasse mir da kein falsches Dilemma aufzwängen!Ich finde es vieeel wahrscheinlicher, dass der Beweis zwar korrekt, aber nur auszugsweise zitiert und/oder nur teilweise verstanden wird.
Wieso ist die unzulaessig? Du waehlst zuerst irgendeine surjektive Abbildung f : X -> P(X). Und dann gilt fuer jedes x in X eine der beiden Aussagen:Beowulf hat geschrieben:Aber meiner Meinung nach enthält die Definition von A eine "unzulässige Referenz" auf f(x).
Das Problem ist, dass die ganze Beweisführung für das Komplement funktioniert, also zu keinen Widersprüchen führt. Das liegt am binären Charakter von Potenzmengen: Die Anzahl der Elemente beträgt 2^n, ist also immer durch zwei teilbar. Z.B. das Komplement der leeren Menge ist die Menge aller Zahlen. Bei einer dreielementigen Menge {1, 2, 3} wäre das Komplement von {1} die Menge {2, 3}. Und wenn z.B. f(2) = {1}, und damit 2 nicht Element von {1}, so wäre aber 2 auf jeden Fall im Komplement enthalten, und zwar in {2, 3}.Die x, bei denen 2. zutrifft, tust du in dein A rein, die anderen nicht.
Eigentlich nicht. Die Wurstfachverkäufer bei uns geben dafür eher wenig Punkte.Beowulf hat geschrieben:Tolle Wurst, oder nicht?
Warum? Wenn diese Annahme falsch wäre, würde der Komplement-Beweis auch zu Widersprüchen führen. Denn wenn es eine Abbildung der Komplemente gibt, gibt es auch eine Abbildung der Originale. Nein, eine Annahme an sich ist nicht falsch... solange man nicht das Gegenteil beweist.Deine Annahme ("es gibt eine Surjektion f : X -> P(X)") ist falsch.
Jan hat den Grund doch bereits genannt:Beowulf hat geschrieben:Warum?Deine Annahme ("es gibt eine Surjektion f : X -> P(X)") ist falsch.
DasJan hat geschrieben:Die Konstruktion von A führt bereits zum Widerspruch. Da kannst du noch so viele andere Sachen machen, die nicht zum Widerspruch führen, ein einziger reicht schon, um zu wissen: [...]
Nein, das ist nicht richtig.Beowulf hat geschrieben:Wenn diese Annahme falsch wäre, würde der Komplement-Beweis auch zu Widersprüchen führen.
Ja, das stimmt. Aber du hast nicht gezeigt, dass es eine solche "Abbildung der Komplemente" gibt, sondern nur, dass die Annahme, es gäbe eine, auf dem von dir beschriebenen Weg nicht zum Widerspruch führt. Ein Existenzbeweis ist das aber noch lange nicht.Beowulf hat geschrieben:Denn wenn es eine Abbildung der Komplemente gibt, gibt es auch eine Abbildung der Originale.
Wieder wahr. Deswegen haben wir ja das Gegenteil bewiesen.Beowulf hat geschrieben:Nein, eine Annahme an sich ist nicht falsch... solange man nicht das Gegenteil beweist.
Nicht wir müssen das herausfinden, sondern du musst herausfinden, wo dein Denkfehler liegt. Ich würde dazu empfehlen, deine weiteren Konstruktionen und Gedanken einmal zurück zu stellen und dir noch einmal klar darüber zu werden, wo genau dein Problem mit dem Beweis liegt. Momentan schweifen wir nämlich etwas ab, da du in jedem Beitrag ein neues angebliches Problem nennst. Dein Problem, wie du es am Anfang beschrieben hast, war der Bezug auf die Potenzmenge. Vielleicht begreifst du den Beweis, wenn du an der Stelle noch einmal ansetzt.Beowulf hat geschrieben:Trotz allem müssen wir also herausfinden, wo hier der Fehler bzw. die Unvollständigkeit im Beweis liegt.
Das ehrt dich, aber du hast offenbar in die falsche Richtung gedacht und niemand hat dich gebremst.Beowulf hat geschrieben:Ich habe da etwas länger drüber nachgedacht,
Wie bitte?elevar hat geschrieben:Ja, das stimmt. Aber du hast nicht gezeigt, dass es eine solche "Abbildung der Komplemente" gibt, sondern nur, dass die Annahme, es gäbe eine, auf dem von dir beschriebenen Weg nicht zum Widerspruch führt. Ein Existenzbeweis ist das aber noch lange nicht.
Zu dumm nur, dass die Menge M, von der du sprichst, mit einer Relation gebildet wird, die nicht transitiv ist. Und einer der Eingabewerte der Relation ist die Funktion. Das ganze ist nur eine Abwandlung der Russelschen Antinomie. Auch habe ich gezeigt dass der Widerspruch für alle surjektiven Abbildungen gilt, die mindestens ein Element haben, bei denen x kein Element von f(x) ist, also z.B. f(1) = 2, f(2) = 1.DasJan hat geschrieben:Mit Transitivität hat das ganze nicht das Geringste zu tun. Kann ja auch nicht, denn Transitivität ist eine Eigenschaft von Relationen, nicht wie du offenbar vermutest von Funktionen.
Immerhin übernehme ich nicht ungefiltert irgendwelches Halbwissen. Da kannst du noch so viel über "Wahrscheinlichkeiten" reden, das gehört dann doch eher in den Religions-Thread.DasJan hat geschrieben:Das ehrt dich, aber du hast offenbar in die falsche Richtung gedacht und niemand hat dich gebremst.
Wieso darf ich nur transitive Relationen zum Bilden von Mengen benutzen? Der ganze Beweis hat nichts mit Transitivität zu tun. Und was du hier mit Eingabewert bezeichnest, ist nicht die Funktion, sondern ein Element im Bild der Funktion, also eine Menge.Beowulf hat geschrieben:Zu dumm nur, dass die Menge M, von der du sprichst, mit einer Relation gebildet wird, die nicht transitiv ist. Und einer der Eingabewerte der Relation ist die Funktion.
Das hast du nicht gezeigt. Auch kann nicht f(1) = 2 gelten, da 2 kein Element der Potenzmenge von {1,2,3} ist.Beowulf hat geschrieben:Auch habe ich gezeigt dass der Widerspruch für alle surjektiven Abbildungen gilt, die mindestens ein Element haben, bei denen x kein Element von f(x) ist, also z.B. f(1) = 2, f(2) = 1.
Über die Zusammenhänge zwischen der Russelschen Antinomie und dem Halteproblem kannst du dich gerne hier informieren: ftp://ftp.mi.fu-berlin.de/lwb/Halt.pdf
Ich übernehme nicht ungefiltert Halbwissen. Ich habe das lange studiert, dabei Prüfungen sowohl über den Themenkreis russelsche Antinomie als auch über den Themenkreis Halteproblem abgelegt, und mache das jetzt beruflich. Über hundert Jahre alte, einfach zu beweisende Sätze, gegen die nie auch nur ein Mathematiker ein Wort erhoben hat, würde ich auch nicht als Halbwissen bezeichnen.Beowulf hat geschrieben:Immerhin übernehme ich nicht ungefiltert irgendwelches Halbwissen. Da kannst du noch so viel über "Wahrscheinlichkeiten" reden, das gehört dann doch eher in den Religions-Thread.
Nein, ein Widerspruchsbeweis ohne Widerspruch ist keiner.Beowulf hat geschrieben:Wenn ein Beweis zu keinen Widersprüchen führt, dann ist es... nun ja... ein Beweis! Oder etwa nicht?
Wie du auf diese falsche Schlussfolgerung kommst, ist mir nicht klar. Sie bleibt falsch.Beowulf hat geschrieben:Deiner Logik zufolge wäre ja dann der Satz von Cantor auch kein Beweis für die Nicht-Existenz.
Dem muss ich mich anschließen.DasJan hat geschrieben:Ich sehe leider keine Möglichkeit mehr, außer aufzugeben. Mir ist bewusst, dass du das als Bestätigung deiner These sehen wirst, der Beweis sei lücken- oder fehlerhaft, aber ich sehe da leider keinen Ausweg. Elevar und ich haben uns wirklich, wirklich viel Mühe gegeben, dir deine Denkfehler aufzuzeigen, aber entweder du willst oder du kannst sie nicht einsehen.
Du reißt das aus dem Zusammenhang. Anhand der Abbildungswerte (x kein Element von f(x)) bildet man eine Menge, bei der man voraussetzt, dass diese wieder abgebildet werden kann. Und das ganze wird mit einer intransitiven Relation verknüpft. Klingelts jetzt bei dir?DasJan hat geschrieben:Wieso darf ich nur transitive Relationen zum Bilden von Mengen benutzen? Der ganze Beweis hat nichts mit Transitivität zu tun. Und was du hier mit Eingabewert bezeichnest, ist nicht die Funktion, sondern ein Element im Bild der Funktion, also eine Menge.
Aber sonst gehts dir noch gut?Ich sehe leider keine Möglichkeit mehr, außer aufzugeben. Mir ist bewusst, dass du das als Bestätigung deiner These sehen wirst, der Beweis sei lücken- oder fehlerhaft, aber ich sehe da leider keinen Ausweg.
Nein, es gibt zwei Arten von Beweise: Welche die zu Widersprüchen führen, und welche die es nicht tun. Die erste Art zeigt dass die Annahme falsch war, die zweite zeigt dass die Annahme richtig war.elevar hat geschrieben:Nein, ein Widerspruchsbeweis ohne Widerspruch ist keiner.
Nein. Du hast recht damit, dass die "ist Element von"-Relation nicht transitiv ist. Aber das ist kein Problem, nicht-transitive Relationen sind nicht boese oder verboten oder so.Beowulf hat geschrieben:Du reißt das aus dem Zusammenhang. Anhand der Abbildungswerte (x kein Element von f(x)) bildet man eine Menge, bei der man voraussetzt, dass diese wieder abgebildet werden kann. Und das ganze wird mit einer intransitiven Relation verknüpft. Klingelts jetzt bei dir?
Ja, ja und ja.Beowulf hat geschrieben:Du machst sowas beruflich und bildest dir ein alles korrekt verstanden zu haben, willst jetzt jedoch das Handtuch werfen?
Wieso sollte ich mir ein anderes Betätigungsfeld suchen? Wie gesagt: Jeder hier versteht den Beweis und wuerde mir recht geben, wenn ich sage, dass er so stimmt und vollstaendig ist. Da bin ich doch in guter Gesellschaft. Die Pastoren-Community wuerde mich dagegen wohl viel weniger haben wollen.Beowulf hat geschrieben:Vielleicht solltest du dir ein anderes Betätigungsfeld suchen und lieber Pastor werden.
Die Erkenntnisse, die aus der Antinomie, dem Halteproblem und dem Satz von Cantor erwachsen sind, sind ziemlich gewaltig.Beowulf hat geschrieben:Und du müsstest auch wissen, das die Erkenntnisse, die man daraus ableiten kann, sehr gering sind, da es sich schließlich um ein gezielt konstruiertes Paradoxon handelt.