Teledahner hat geschrieben: ↑14.04.2024, 13:52
Vielleicht funktioniert nicht die gleiche Methode für jeden Spirit Guide, sondern es muss etwas sein, wozu derjenige eine besondere Verbindung hat (so nach dem Motto "typische Handbewegung für Ihren Beruf"). Joey als Schneider wählte seine eigenen Kleidungsstücke sicher sehr sorgfältig aus, und vielleicht war diese Krawatte sowas wie sein Markenzeichen. Was Madeline wohl zu Lebzeiten mal war? Sie trägt ja die Kleidung einer zumindest höheren Hofdame. Könnte doch sein, dass sie eine Herrscherin und dieses Handauflegen schon in ihrem Leben ein Akt der Gnade gegenüber ihren Untertanen war?
Stimmt, das könnte gut sein. Joey war bestimmt sehr stolz auf seine tolle Kleidung, die, wie er glaube ich auch mal gesagt hat, zu dem Zeitpunkt topmodern war. Wahrscheinlich hat er sie sogar selbst gemacht. Also etwas, mit dem er sehr eng verbunden war.
Ich finde es auch schade, daß nie gesagt wurde, wer Madeline zu Lebzeiten war. Ich würde da vielleicht sogar auf noch mehr als Hofdame tippen. Die Tiara und das Medaillon, das sie trägt, sehen schon sehr edel aus. Herrscherin könnte wirklich passen. Oder vielleicht auch eine Art Hohepriesterin? Sie kommt irgendwie ja schon ziemlich "Stock im Boppes" rüber.

Ich hätte ja auf Leiterin einer höheren Mädchenschule getippt, aber das wäre zu neumodisch.
Dass es wirklich eine Bestrafung Gottes (oder welcher höheren Mächte auch immer) ist, glaube ich nicht. So ein böser Mensch scheint Joey ja nicht gewesen zu sein. Könnte es eher sowas wie ein Gelübde sein, das ein Geist ablegt und mit dem er verspricht, so lange als Spirit Guide tätig zu sein, bis er seinerseits davon erlöst wird? Ich weiß, dass das Spiel darauf keine Hinweise bietet, aber wir wissen ja nicht, wie lang Joeys Reise zum Licht gedauert hat, und an welchem Punkt dieser Reise und aus welchen Motiven er zurückgekehrt ist.
Wenn Madeline die Wahrheit gesagt hat, war Joey aber auch nie für diese Aufgabe vorgesehen. Sondern wurde halt aus dem Licht zurückgezogen, weil Madeline die Aufgabe nicht mehr erfüllen konnte. Madeline hat auch nie etwas davon gesagt, daß sie selbst nicht ins Licht gehen konnte. Eigentlich hat sie über den Teil gar nichts gesagt, oder? Sie schien nur nicht sonderlich überrascht, als Joey kurz im Void gelandet ist, als Gavin Rosa gehirngewaschen hat. Warum meinte sie, daß sie damit gerechnet hat? Das scheint ja nicht sooo oft vorzukommen, daß ein Medium seinen Spirit Guide ins Void verbannt.
Wenn es wirklich eine Art Gelübde wäre, dann würde das ja sogar für den Artikel, den Möwe verlinkt hat, sprechen. Daß die Spirit Guides sozusagen auf das Licht verzichten, um eine Möglichkeit zu finden, wieder lebendig werden zu können. Bei Madeline könnte ich mir das durchaus vorstellen. Aber bei allen Spirit Guides? Vor allem bei Joey hatte ich nie das Gefühl während des Spielens, daß DAS seine Intention sein könnte. Außerdem sah man ihn, wenn ich nicht irre, in dieser Vergangenheits-Szene ja ins Licht gehen. Er hat sich also nicht geweigert, das zu tun. Er kam nur nie am Ziel an.
Vielleicht muß das Medium beim Tor bleiben, bis der Geist den Weg bis zum Ende gegangen ist? Vielleicht ist das Tor ja nur "offen", wenn beide anwesend sind? Und Joselyn ist einfach zu früh abgehauen? Sorry, kann mich jetzt nicht mehr so ganz genau an diese Szene erinnern. Vielleicht hat Joselyn, als sie das Tor für Madeline geschlossen hat, auch den weiteren Weg im Licht für Joey blockiert? Das ist aber jetzt auch wieder nur wilde Spekulation.
Um mal eine steile These aufzustellen: Könnte es nicht sein, dass das der Sinn des Ganzen ist? Dass der Spirit Guide so lange tätig sein muss, bis einer seiner "Hosts" sich für ihn opfert und freiwillig seine Lebensenergie auf ihn überträgt, um ihn somit der Sphäre der Sterblichkeit wieder zugänglich zu machen? Der Grund, warum Joey Laurens Familienbanden eher ablehnend gegenüberstand, war dann vielleicht, dass er seine Chancen um so höher einschätzte, je mehr er die einzige Bezugsperson seines "Hosts" war.
Und Madeline hätte dann wohl einfach Pech gehabt, dass sie noch nicht den richtigen Host gefunden hat und ist langsam des Wartens überdrüssig geworden und wollte ihre Sterblichkeit auf andere Weise erzwingen.
Das klingt wieder wie dieser Link von Möwe.
Und es hat schon eine gewisse Logik. Ich kann mir nur einfach nicht vorstellen, daß Joey wirklich so denken würde. Ich glaube ihm, wenn er sagt, daß er nicht weiß, warum er nicht ins Licht gehen kann.
Aber ich gehe auch davon aus, daß der Job des Spirit Guide wirklich dazu da ist, die verlorenen Seelen zu retten. Würde jetzt jeder Spirit Guide darauf hinarbeiten, daß sein Medium sich für ihn opfert, würde das ja bedeuten, daß es deren Ziel ist, die Anzahl der Medien zu reduzieren. Weniger Medien bedeutet weniger gerettete Geister. Zumindest Rosa arbeitet da ja schon am Limit, anderen wird es dann wohl ähnlich gehen.
Außerdem müßte man dann ja die gesamte Verwandtschaft "überleben". Denn normalerweise würde doch, selbst wenn ein Medium sich opfert, der Geist dann mit dem nächsten Verwandten verbunden, oder? Oder nicht, wenn das Medium sich freiwillig opfert? Sozusagen Suizid begeht?
Bei Rosa war es ja anders. Sie hatte nun das Universum in ihrem Kopf, was sie nicht überleben konnte. Sie ist nicht gestorben, um Joey zu retten, sondern sie wußte, sie überlebt es nicht und hat ihre Macht genutzt, um Joey (und all den verlorenen Geistern) noch zu helfen. Vielleicht hätte sie noch weiterleben können. Als Gemüse, wie ihre Tante. Die wohl das Universum in ihrem Kopf dann abgelehnt hat. Rosa hat es akzeptiert und genutzt, der Preis dafür war ihr Leben. Aber das war es bei ihrer Tante ja letztendlich auch, nur hat Rosa diese Energie noch für etwas Sinnvolles genutzt. Und sich selbst damit eben auch das Gemüse-Dasein erspart.
Möglicherweise geht es ja gar nicht streng darum, dass die Hosts miteinander blutsverwandt sind, sondern der Spirit Guide wartet bei seinem verstorbenen Host auf jemanden, der vorbeikommt und dem er sich als nächstes anschließen kann - und dies werden bei Verstorbenen nun ja tendenziell meist die Familienmitglieder sein, wenn diese zum Abschiednehmen, zur Beerdigung und Nachlassregelung anwesend sind.
Das glaube ich nicht. Und gerade, wenn jemand in einer Klinik stirbt wie bei Lauren, ist es doch meist eher ein Arzt oder eine Pflegeperson, die als erstes vorbeikommen.
Außerdem scheint die Verbindung ja noch etwas anzudauern nach dem Tod. Joey scheint erst von Lauren gelöst zu werden, als Rosa die Asche von der Brücke kippt. Da wirbelt er irgendwie ja hoch, wenn ich mich recht entsinne. Und Madeline kann am Ende nicht weggehen, weil sie noch ein paar Tage mit Michael verlinkt ist.
Wäre es nur der Moment, in dem der Link endet... Dann wäre Rosa schon weggegangen gewesen von der Brücke und Joey hätte sich mit dem nächsten Fußgänger dort verbinden müssen?
Das wäre mir doch zu viel Zufall. Und warum sollte Joey dann sagen, daß er mit dem Tor zusammen eben ein Erbe der Familie ist? Dann hätte er doch auch sagen können... hey, du warst halt gerade da. Überraaaaschung!
Inwiefern Jocelyn Contis mit Father Michael verwandt war, wissen wir auch gar nicht, glaube ich?
Eine interessante Frage. Ich glaube nicht, daß sie überhaupt miteinander verwand waren. Madeline hat ja selbst zugegeben, daß Michael kein echtes Medium war. Sie konnte sich mit ihm verlinken. Aber in seinem Kopf gab es kein Tor, sie konnten die Geister finden, aber nicht erlösen. Zumindest hat sie das so gesagt. Inwieweit man den Aussagen Madelines Glauben schenken darf, fällt mir schwer einzuschätzen. Aber für mich scheint es wahrscheinlicher, daß sie sich einfach irgendwie in seinen Kopf reingemogelt hat, obwohl er gar kein Medium war. Weil er eben... irgendwie verloren war und leicht zugänglich. Und sie einen Link mit einem Lebenden brauchte. Und zu diesem Zeitpunkt eben noch nicht einfach in Rosas Kopf eindringen konnte. Rosa ist eben nicht so schwach, wie sie oft scheinen mag, sondern eine sehr starke Persönlichkeit. Da braucht es doch sehr viel mehr Energie, die Madeline erst noch sammeln mußte.
Möwe hat geschrieben: ↑14.04.2024, 21:53
Vielleicht ist gerade ihre Unfähigkeit, andere Seelen wert zu schätzen der Grund, warum sie nicht ins Licht gehen konnte?
Hat sie das überhaupt mal gesagt, daß sie nicht ins Licht gehen konnte?
Es wurde ja nie geklärt, wie jemand (normalerweise) zum Spirit Guide wird. Vielleicht war es bei ihr ja wirklich kein nicht Können, sondern ein nicht Wollen?
Zu Madeline würde diese Art Egoismus zumindest passen.
Sie hat durch die Serie hindurch ziemlich viel über andere rumgemeckert und sich als schlauer dargestellt, aber sie hat sich und ihr Handeln nie hinterfragt. Und nie mehr als sachliches Interesse an anderen gezeigt. Empathie ging ihr völlig ab.
Technisch gesehen ist sie auch schlauer. Denn sie scheint ja wirklich eine Art Einweisung in ihr Spirit Guide Dasein bekommen zu haben. Klingt zumindest so. Oder sie ist schon so lange dabei, daß sie alles selbst gelernt hat. Damit hätte sie mehr Wissen über die Geisterdinge, als jeder andere im Spiel.
Anderen gegenüber ist sie selten empathisch, das stimmt. Aber um so mehr frage ich mich, warum sie, als sie Joey ins Licht führen will, darauf beharrt, daß Danny ihm viel bedeutet. Denn Joey deutet ja nichts derartiges an. Da zeigt sie schon etwas Empathie. Und Komplimenten gegenüber ist sie da auch recht aufgeschlossen.
In der ganzen Reihe werden uns immer wieder einzelne Geister gezeigt, denen geholfen wird, ohne zu hinterfragen, ob sie gut oder schlecht sind, ob sie es „wert“ sind gerettet zu werden. Es gibt keine Belohnung oder Besserbehandlung fürs Gutsein, keine Abkürzung. Selbst Madeline wird gerettet. Alle Seelen sind es wert gerettet zu werden und ins Licht zu gehen.
Hmmm. Ich stimme zu, daß alle Seelen es wert sind, gerettet zu werden. Aber dennoch denke ich, daß das, was wir hier im Leben tun, nicht egal sein sollte. Für mein Gerechtigkeitsgefühl muß es im "Danach", falls es überhaupt ein "Danach" gibt, auch eine Unterscheidung geben, ob man sein Leben "gut" oder "böse" gelebt hat.
Wobei es natürlich nicht nur zwei Seiten geben sollte. Alles ist grau. Aber halt von fast Schwarz bis fast Weiß.
Daher fände ich es auch nur logisch, wenn man z.B. zum Spirit Guide werden würde, wenn man grausam war im Leben. Um dies wieder gutzumachen. Und Joey eben da nur durch Madeline reingezogen wurde. Denn daß Joey im Leben böse war, kann ich mir bei allem, was wir über ihn im Laufe der Spiele erfahren haben, absolut nicht vorstellen.
(Außer Joey. Warum auch immer. Er hat anscheinend noch eine Aufgabe oder muss noch zu einer Erkenntnis kommen.)
Oder ist da eben einfach so durch Madeline reingerutscht.
Oder vielleicht ist das, was er am Ende sagt, ja die Erkenntnis, zu der er noch kommen sollte. Daß er gerne lebt.
Wobei mir auch logisch erscheint, daß eben alle Spirit Guides zurück bleiben, weil sie später noch gebraucht werden. Und zu dem Zeitpunkt, als Joey versucht, ins Licht zu gehen, ist er ja noch mit Rosa verbunden. Und Madeline kann vielleicht gehen, weil Michael ja nie wirklich ihr vorbestimmter Host war, sondern nur ein bedauernswerter Mensch, den sie mit Gewalt eingenommen hat. Oder weil das Universum eingesehen hat, daß sie als Spirit Guide eh mehr Schaden anrichtet als Nutzen bringt und daher lieber... den Job nicht mehr ausführen sollte. Immerhin ist es eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
Finde ich eine gute und beruhigendere Idee als von einem Paradies, in das nur die Gute (oder Folgsamen) kommen. Denn gut ist niemand, jeder ist in gewisser Weise Opfer der Umstände, der Umwelt, der Erziehung, der Kultur. Wenn man die Seele davon befreit, wie sie vom Körper befreit wurde, ist sie wieder rein und darf ins Licht. Auch eine schöne Idee, finde ich.
Die Idee, daß nur Folgsame ins Paradies kommen, finde ich auch eher verstörend.
Aber ich hoffe sehr, daß es doch im "Danach", falls dieses existieren sollte, eine Unterscheidung gibt zwischen denen, die Gutes getan haben in ihrem Leben und denen, die Böses getan haben.
Im Sinne von... egoistisch oder altruistisch, freundlich oder unfreundlich, empathisch oder unempathisch, ... Natürlich ist niemand nur gut oder nur böse. Und jeder abhängig von der Umwelt etc. Aber jeder hat selbst die Wahl, ob er das, was er hat, zu etwas Gutem oder etwas Schlechtem macht. Niemand ist dazu gezwungen, z.B. jemanden zu ermorden. Tut jemand dies, sollte es, auch wenn es nicht in diesem Leben bestraft wird, doch irgendwie am Karma hängenbleiben. Zumindest für einige Zeit. Aber nicht mit ewiger Verdammung. Da fände ich die Möglichkeit, daß man einfach das, was man anderen Menschen an Schaden zugefügt hat während des Lebens, irgendwie wieder gutmachen kann/soll/muß schon nicht übel.
Einzelkämpfer hat geschrieben: ↑15.04.2024, 11:03
Konsistent über 5 Spiele auf hohem Niveau war hingegegn Esmeraldas Playthrough-Moderation. Danke dafür.
Da kann ich nur absolut zustimmen! Vielen Dank für die Moderation, die absolut wundervoll war

, und dafür, daß ich daher überhaupt erst diese Spiele gespielt habe. Was wäre mir ohne diesen Playthrough entgangen! Selbst wenn ich irgendwann mal Blackwell alleine gespielt hätte, es wäre niemals so toll gewesen wie hier unter dieser tollen Leitung und mit dem Input von so vielen anderen.
RL ist gerade nicht einfach, daher war ich sehr froh über diese zeitweilige Versetzung in eine alternative Realität.
Vielen Dank Esmeralda für diesen Ausflug in die Geisterwelt!
Und fasziniert stehe ich vor den diversen Spekulations-Textwänden hier im Forum (die - das muss ich gestehen - ich am Ende nicht mehr alle gelesen habe). Ich glaube, Gilbert hat sich bei der Entwicklung nicht halb so viele Gedanken gemacht wie ihr...
Sorry, für viele der Textwände war wohl ich verantwortlich?
Und... hier ist jetzt eine neue.
Aber ich glaube, das ist auch eine Ehrerbietung an Gilbert, oder?
Wären diese Spiele einfach nur so Spiele, wie sie es zu wohl hunderten gibt, würde man nicht so viel darüber diskutieren. Aber Blackwell hat schon etwas Besonderes. Es hat Inhalt, über den es wert ist zu diskutieren! Und würde es nicht jeden Entwickler freuen, dies zu initiieren? Daß die Spieler nicht das Spiel spielen, vielleicht gut oder auch schlecht finden, und dann das nächste spielen, sondern darüber nachdenken? Daß das Spiel eben nicht zu Ende ist mit dem Abspann, sondern den Spieler noch einige Zeit danach fesselt, weil er sich Gedanken macht über das, was das Spiel wohl aussagen will? Falls das die Intention war, hat es zumindest bei mir funktioniert.

Und wie mir scheint bei vielen anderen hier ebenfalls.
Vielen Dank für den Link. Deswegen kam ich letzte Nacht wieder mal zu spät ins Bettchen.
Einige Dinge sind ... verstörend, da eigentlich recht passend. Habe aber noch nicht ganz zu Ende gelesen. Immer wenn ich dachte, ist jetzt fertig, kam da noch eine Seite.
Muß Seite drei jetzt noch zu Ende lesen. Wobei ich diese doch sehr verstörend finde. Ernsthaft??? Ich glaube, der/die Autor/in sollte sich mal mit Freud zusammensetzen. Öhm... also, dann wohl, wenn sie sich irgendwann in der Zukunft hinter dem Licht treffen.
Teledahner hat geschrieben: ↑18.04.2024, 00:42
*)
Auch wenn mich nicht mehr viel schocken kann, seit ich mal zufällig auf dem Jahreskongress der Donaldisten gelandet bin und Vorträge über so wichtige Themen wie den Nationalsozialismus in Entenhausen gehört habe ...
