elevar hat geschrieben:@stundenglas Du widersprichst mir in jedem einzelnen Punkt und behauptest das genaue Gegenteil. Das ist eine formidable Diskussionsgrundlage

Das ist ein Seiteneffekt meiner merkwürdigen Denkweise, wenn ich so etwas lese schreibe ich sehr wahrscheinlich etwas zum Gegenteil da ich auf die Punkte mit denen ich nahezu übereinstimme gar nicht näher einhergehe.
In dem Fall ist das so ähnlich vor lauter Worte habe ich meinen Sinn teilweise verschluckt. Mit Facebook und den Buttons sehe ich das ähnlich auch mit der Mentalität und den besser vernetzten (Komm klick doch mal da drauf!) usw.
Aber was die Gemeinschaft betrifft da denke ich ist das bald ein Trugbild. Auch immer mehr ältere Menschen (nun gut nur ein Bruchteil) nutzen das Internet oder das Handy und ich kenne immer mehr aus dem Jahrgang der 40-50er die das Internet entdecken und sogar Facebook nutzen. Bei älteren Generationen dauert das etwas länger aber ich kenne z.B. niemanden mehr der über 55 ist und noch kein Handy hat. Nun gut die Rentnerschicht die immer noch einen großen Teil der Bevölkerung ausmachen hat bestimmt noch nicht so das Internet erforscht aber es werden jedes Jahr mehr und anhand des Trends bei digital natives wird bei ihnen wohl bald 80-90% das Internet nutzen.
Demnach glaube ich nicht das es sehr lange dauert bis sich diese Dinge etablieren vielleicht noch 5 Jahre und fast jeder Bundesbürger hat einen Internetzugang und sei es nur über sein Handy weil er kein PC hat. Doch spätestens wenn die Fernsehgeräte das Internet bedienen (aber das dauert wohl noch länger so 10 Jahre (google.tv)

) ist das der fall...
Aber ich habe natürlich keine Zahlen.. und viele Menschen schreiben nicht native Zehnfingerisch und wenden so nicht die Mühe an sinnvolle Diskussionen im Netz zu führen, wenn man annimmt das eine Digitales politisches Interesse ein Analoges politisches Interesse ersetzt. Denke aber es gibt viele Neulinge eben wegen dem Netz. Menschen die sich vorher nicht oder gar nicht für Politik interessiert haben.
Ich würde aber Wetten das es einen wachsenden Trend gibt zum Thema Politisch aktiv dank Internet. Einfach weil es bequemer ist digital politisch aktiv (Meinung bilden, Meinung kommunizieren usw..) als sich analog entsprechende Gruppen zu Suchen usw. Natürlich kann man auch Digital aktiv sein und zudem auch analog.
Damals war Politik immer weit weg, auch die Regionale, man hatte nicht so sehr das Gefühl das man etwas bewegen konnte und auch heute kauft man immer noch die geschnürten Kompromiss-Pakete. Deswegen gibt es ja auch etwas wie den Wahlomat. Mittlerweile und das bezeichne ich als neu gibt es ein viel besseres Feedback. Und "konkrete" Zahlen. Z.B. bei Stuttgart21 da wissen die Demonstranten so ungefähr wie viele Menschen es interessiert weil diverse Ticker laufen und man sich z.B. als Parkschützer melden kann usw.
Natürlich steht und stand so etwas auch schon immer in den Zeitungen.. aber dort erfuhr man keine Augenzeugenberichte. Das Internet schneidet hier entgegen aller anderen Medien zuvor die Realität. Beispiel Loveparade2010. Zum einen ist es schrecklich und schockierend, auch das sich ein Sensations-Journalismus bei den traditionellen Medien Einzug hält (weil sie nicht mit dem Druck der Beschleunigung des Informationsflusses klar kommen). Die entstehenden Diskussionen sind aber ganz andere, sie sind lebhafter und haben immer etwas von ich war dabei. Zudem finde ich diese Augenzeugenberichte aber auch sehr lebenswert, da sie oft menschlicher sind und weniger Steril.
Ich bekomme auf Twitter oft mit, wie für Umfragen getrommelt wird. Wenn eine Gegenseite nicht über die Strukturen im Netz verfügt, ergibt eine solche Umfrage eben nicht zwingend die Meinung einer Mehrheit, sondern die Meinung der besser Vernetzten. Was ist daran repräsentativ?
Nun solche Zahlen kann man nur in Vergleich setzen zu anderen Zahlen die vorher eingesetzt worden. Also eine Umfrage bei Stern zu einer bei der Tagesschau.de. Sie sind aber genauso repräsentativ wie eine Telefonabstimmung nach der Tagesschau im Fernsehen. Die Umfragen sind ja nie absolut und du hast recht das nicht jeder Internet nutzt und sich nur die wenigen da angagieren. Aber das selbe gilt auch für das Fernsehen oder eine vor Ort Umfrage bei allen Supermärten in z.B. Köln. Es gibt immer viele die nicht in Köln wohnen oder kein Telefon haben oder kein Fernsehen schauen oder kein Internet. Bei Einschalt-Quoten sind diese Boxen (ich weiß das nicht so genau) glaube ich nach Interessensschichten-Statistisch verteilt und man rechnet es dann hoch. Das halte ich für das ungenaueste Mittel.
Beim Internet und speziell diese Informationen von und zu Facebook. Hat man jeden Klick auf die Seite diese Indikatoren sind genauer. Es ist genau wie Besucherzahlen oder die Annahmen "wie viele Autos fahren heute von Berlin Richtung München". Es ist fast als könnte man Gedanken lesen.... weil man anders als Jahre zuvor alles einfangen kann.
"Wir wollen Guttenberg zurück"
Da stimme ich dir zu, das ist nicht unbedingt ernst zu nehmen.. da braucht nur jemand der Zugriff auf Mio. Computer oder FB-Accounts hat diese mal eben dazu veranlassen auf den entsprechenden Knopf zu klicken. Das ist auch der Fall bei allen anderen Netzgeschichten und daher sind diese Zahlen immer mit Abstand zu genießen. (Daher meinte ich auch das ich bei der Auswertung eher auf Indikatoren setzen würde wie: Veröffentlichte Bogeinträge, das auftreten der Schlagworte in Emails oder SMS usw... vielleicht auch noch bei twitter.)
Etwas das durch das Internet noch anders wird: Politiker sprechen anders.
Es ist nicht immer leicht einem Politiker zuzuhören. Sie haben in ihrer Art ein durch die Evolution geprägtes Rhetorische Auftreten das es begünstigt wieder gewählt zu werden. Mit Sicherheit macht das auch einen (guten?) Politiker aus. Das bringt aber mit sich das der Politiker selbst nicht von dem Wähler oder Bürger eingeschätzt werden kann. Hier wird das Internet sich aber wie ein Sprachführer oder Berater entwickeln. Man "kann" als Wähler leichter auf eine andere Datenbasis zurückgreifen.
Fazit:
Doch alles in allem halte ich die Veränderungen für moderat. Es wird sich nicht viel ändern da die sich bildenden Gruppen genauso agieren wie die unterschiedliche Zeitungen. Man muss mehrere quellen aufsuchen und analysieren und es wird immer eine Frage bleiben wie sehr man den Quellen vertrauen kann. Italien ist ein markantes Beispiel: Berlusconi und das was in (seinen) Medien berichtet wird und das Abbild seiner Realität und seiner Äußerungen.
Aber trotzdem werden mehr Menschen sich für Politik interessieren und sich auch engagieren als je zuvor. Der "vom hörensagen" Kolleteralschaden (Vorgefasste Meinungen kopieren) wird zunehmen aber auch nicht den Großteil ausmachen. Denn spätestens wenn man sich für ein Thema sehr interessiert und mit Freunden diskutiert (mit Trollen kann man nicht diskutieren) kann man tiefer in Argumente eintauchen als in einer analogen Diskussion das ist ein positiver Effekt von dem die Gesellschaft profitiert.