Adventures verbieten? Aber klar doch!
Verfasst: 21.11.2006, 14:01
Adventures verbieten? Aber klar doch!
Es kocht wieder hoch. Nach dem jüngsten Amoklauf beeilen sich gleichgeschaltete Medien wie Politiker aller Couleur einen Sündenbock für die schreckliche Tat auszumachen und zu brandmarken.
Computer- und Videospiele sind heute das, was früher Rock'n'Roll und die Flimmerkiste im Wohnzimmer waren, und Konsorten wie Counter-Strike und Grand Theft Auto werden mit Genuss in die öffentliche Diskussion gepresst, wenn wieder etwas schief gelaufen ist - um das eigene Versagen zu kaschieren. Schließlich kann jeder Soziologe oder Soziologiestudent bestätigen, dass die zunehmende Gewalt und Frustration unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch ein Klima der Angst und Unzufriedenheit mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten einhergeht.
Der soziale Kahlschlag zwingt die Menschen in einen selbstzerfleischenden Konkurrenzkampf: nicht mehr miteinander lautet die Devise, sondern gegeneinander. Wer sich auf Kosten anderer durchsetzt, rutscht die soziale Leiter zumindest nicht ab, der Rest guckt halt, wo er bleibt. Darwin hätte seine helle Freude.
Wenn beide Elternteile arbeiten, von morgens bis abends die Auswüchse der modernen Medien- und Werbewelt auf einen einprasseln, Menschen allgemein und Kinder insbesondere sozial verarmen, muss sich keiner wundern. Kinder sind heutzutage einer Unmenge an Reizen ausgeliefert, die sie garnicht richtig verarbeiten können.
Die kognitive Ausprägung des Gehirn beginnt erst in der Pubertät, d.h. komplexe Gedankengänge und kausale Zusammenhänge über mehrere Ecken erschließen sich erst im Laufe der Menschwerdung. Wird diese Entwicklung gestört und gepaart mit mangelndem und/oder ungesundem sozialen Kontakt, so entstehen am laufenden Meter tickende Zeitbomben.
Was also tun? Die Verhältnisse ändern? Jedem Verantwortlichen ist klar, dass das Unsummen an Geld verschlingen würde: Bessere Bildungs- und Erziehungsmöglichkeiten, mehr Lehrer, Kinder- und Jugendbetreuer. Bessere Gehälter bei besseren Arbeitszeiten, höhere Familien- und Kinderzuschüsse.
Stattdessen versucht man notdürftig zu kaschieren, was sich ohne tiefgreifende Änderungen nicht mehr umkehren lässt, indem man einen Sündenbock erfindet und so lange auf ihn eindrischt, bis andere Überlegungen und Argumente - wenn überhaupt - nur noch in Randbemerkungen erscheinen. Vielleicht verbietet man ein die ein oder andere digitale Zerstörungsorgie, vielleicht stellt man die Alterskontrolle unter staatliche Aufsicht. Seht her, wir haben das Problem gelöst, werden sie sagen. Bis irgendwann (eher früher als später) der nächste Amoklauf die Nation entsetzt. Was dann?
Möglichkeit 1:
Garnicht was dann. Es kommt zu keiner Indizierung und es kommt auch zu keiner Verschärfung des Jugend- und Medienrechts. Rock'n'Roll wurde auch nicht verboten, man brauchte ihn einfach als Sündenbock. Kein Verantwortlicher will sich den Fragen der Wähler und Wählerinnen stellen müssen, wenn das harte Durchgreifen keinen Effekt hatte. Counter-Strike & Co. sind die Terroristen der Konsumwelt. Solange sie existieren, kann man sie für alles was nicht rund läuft verantwortlich machen und das öffentliche Interesse bzw. die öffentliche Meinungsbildung kanalisieren.
Möglichkeit 2:
Es gibt einfach zu viele Mystery-Thriller. Steven King gehört in den Knast, der hat nämlich alle Psychopathen dieser Welt erschaffen! Also: Bücherverbrennungen!
Natürlich erst, nachdem man den Fokus von Action- auf Strategie- und dann auf Adventurespiele verlagert hat. Nach CS ist WarCraft dran, dieses widerliche Massengemetzel, bei dem es nur darauf ankommt, alle gegnerischen Einheiten zu zerhacken und zu vernichten. Das besonders gefährliche daran: Feinde sterben nicht mehr im Dutzend sondern zu Hunderten. Keiner will, dass sich ein paar Kumpels mit Schwertern, Streitäxten und Lanzen auf dem Schulhof einfinden, um die feindliche Basis einzuäschern. Am Ende - man glaubt schon, Tetris sei der letzte Vertreter einer aussterbenden Unterhaltungsform - entsinnt man sich der Adventurespiele.
Adventures, das sind diese hinterlistigen, auf den ersten Blick harmlosen Progrämmchen, in denen man einen Charakter personifiziert, der in erster Linie auf relativ festen Pfaden Abenteuer durchlebt. Man erkennt die signifikanten Übereinstimmungen zu anderen Horror-Genres, nur hier scheinen die Entwickler noch bösartiger weil subtiler den Geist des Users zu verdrehen. So soll es, munkelt man, Vertreter geben, in denen man herkömmliche Haushaltsgegestände so kombiniert, dass sie einen wie auch immer gearteten maximalen Effekt bewirken. Anleitungen zum Bombenbasteln? Schon mal was von den gar schröcklichen Privatpolizisten Sam & Max gehört? Na? Seht ihr mal. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs!
Es kocht wieder hoch. Nach dem jüngsten Amoklauf beeilen sich gleichgeschaltete Medien wie Politiker aller Couleur einen Sündenbock für die schreckliche Tat auszumachen und zu brandmarken.
Computer- und Videospiele sind heute das, was früher Rock'n'Roll und die Flimmerkiste im Wohnzimmer waren, und Konsorten wie Counter-Strike und Grand Theft Auto werden mit Genuss in die öffentliche Diskussion gepresst, wenn wieder etwas schief gelaufen ist - um das eigene Versagen zu kaschieren. Schließlich kann jeder Soziologe oder Soziologiestudent bestätigen, dass die zunehmende Gewalt und Frustration unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch ein Klima der Angst und Unzufriedenheit mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten einhergeht.
Der soziale Kahlschlag zwingt die Menschen in einen selbstzerfleischenden Konkurrenzkampf: nicht mehr miteinander lautet die Devise, sondern gegeneinander. Wer sich auf Kosten anderer durchsetzt, rutscht die soziale Leiter zumindest nicht ab, der Rest guckt halt, wo er bleibt. Darwin hätte seine helle Freude.
Wenn beide Elternteile arbeiten, von morgens bis abends die Auswüchse der modernen Medien- und Werbewelt auf einen einprasseln, Menschen allgemein und Kinder insbesondere sozial verarmen, muss sich keiner wundern. Kinder sind heutzutage einer Unmenge an Reizen ausgeliefert, die sie garnicht richtig verarbeiten können.
Die kognitive Ausprägung des Gehirn beginnt erst in der Pubertät, d.h. komplexe Gedankengänge und kausale Zusammenhänge über mehrere Ecken erschließen sich erst im Laufe der Menschwerdung. Wird diese Entwicklung gestört und gepaart mit mangelndem und/oder ungesundem sozialen Kontakt, so entstehen am laufenden Meter tickende Zeitbomben.
Was also tun? Die Verhältnisse ändern? Jedem Verantwortlichen ist klar, dass das Unsummen an Geld verschlingen würde: Bessere Bildungs- und Erziehungsmöglichkeiten, mehr Lehrer, Kinder- und Jugendbetreuer. Bessere Gehälter bei besseren Arbeitszeiten, höhere Familien- und Kinderzuschüsse.
Stattdessen versucht man notdürftig zu kaschieren, was sich ohne tiefgreifende Änderungen nicht mehr umkehren lässt, indem man einen Sündenbock erfindet und so lange auf ihn eindrischt, bis andere Überlegungen und Argumente - wenn überhaupt - nur noch in Randbemerkungen erscheinen. Vielleicht verbietet man ein die ein oder andere digitale Zerstörungsorgie, vielleicht stellt man die Alterskontrolle unter staatliche Aufsicht. Seht her, wir haben das Problem gelöst, werden sie sagen. Bis irgendwann (eher früher als später) der nächste Amoklauf die Nation entsetzt. Was dann?
Möglichkeit 1:
Garnicht was dann. Es kommt zu keiner Indizierung und es kommt auch zu keiner Verschärfung des Jugend- und Medienrechts. Rock'n'Roll wurde auch nicht verboten, man brauchte ihn einfach als Sündenbock. Kein Verantwortlicher will sich den Fragen der Wähler und Wählerinnen stellen müssen, wenn das harte Durchgreifen keinen Effekt hatte. Counter-Strike & Co. sind die Terroristen der Konsumwelt. Solange sie existieren, kann man sie für alles was nicht rund läuft verantwortlich machen und das öffentliche Interesse bzw. die öffentliche Meinungsbildung kanalisieren.
Möglichkeit 2:
Es gibt einfach zu viele Mystery-Thriller. Steven King gehört in den Knast, der hat nämlich alle Psychopathen dieser Welt erschaffen! Also: Bücherverbrennungen!
Natürlich erst, nachdem man den Fokus von Action- auf Strategie- und dann auf Adventurespiele verlagert hat. Nach CS ist WarCraft dran, dieses widerliche Massengemetzel, bei dem es nur darauf ankommt, alle gegnerischen Einheiten zu zerhacken und zu vernichten. Das besonders gefährliche daran: Feinde sterben nicht mehr im Dutzend sondern zu Hunderten. Keiner will, dass sich ein paar Kumpels mit Schwertern, Streitäxten und Lanzen auf dem Schulhof einfinden, um die feindliche Basis einzuäschern. Am Ende - man glaubt schon, Tetris sei der letzte Vertreter einer aussterbenden Unterhaltungsform - entsinnt man sich der Adventurespiele.
Adventures, das sind diese hinterlistigen, auf den ersten Blick harmlosen Progrämmchen, in denen man einen Charakter personifiziert, der in erster Linie auf relativ festen Pfaden Abenteuer durchlebt. Man erkennt die signifikanten Übereinstimmungen zu anderen Horror-Genres, nur hier scheinen die Entwickler noch bösartiger weil subtiler den Geist des Users zu verdrehen. So soll es, munkelt man, Vertreter geben, in denen man herkömmliche Haushaltsgegestände so kombiniert, dass sie einen wie auch immer gearteten maximalen Effekt bewirken. Anleitungen zum Bombenbasteln? Schon mal was von den gar schröcklichen Privatpolizisten Sam & Max gehört? Na? Seht ihr mal. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs!